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Eigene Berufsbezeichnung: Symphoniker
Das symphonische Gebirge, welches er auftürmt, überragt bei Weitem die Hügel seiner Kindheit - etwa den Kirchberg in seinem Geburtsort Ansfelden in Oberösterreich, im Schnittpunkt zwischen der Landeshauptstadt Linz und dem Stift St. Florian gelegen. Aber wie seine Symphonien sich in ihrer ganzen Fülle durchaus nicht beim ersten Hinhören erschließen, so muss man eben auch vom Kirchberg genauer hinunterschauen in den Ort und den Blick auf das darunterliegende Schulhaus wirken lassen. Da ist jenes Ambiente, in welchem in Österreich bedeutende Persönlichkeiten - neben Anton Bruckner ebenso Franz Schubert - das Licht der Welt erblickt haben - im Schulhaus als Kinder von Lehrern. Die häusliche Enge will uns ängstigen, aber da ist ebenso Weite - jene der sich ausbreitenden Landschaft und gleichermaßen spürbar eine des Geistes: Vater Anton als Schulmeister ist verpflichtet die Orgel zu spielen und den Kirchenchor zu leiten, wo Mutter Theresia mitsingt. Man lasse das Bild zu, wie das Kind hier sein erstes Erlebnis mit bedeutender Musik hat, mit anderer, als er sie im Alltag von seinen Eltern hört - und wie er das erstaunt seinen Eltern sagt: es ist vom greisen Komponisten verbürgt.
Um wie sein Vater Lehrer zu werden, erhält er Im Stift St. Florian und Linz die nötige Ausbildung mit viel Musik, dann ist er Schulgehilfe in kleinen Nestern wie Windhaag und Kronstorf. Stift St. Florian ist da fast schon „Welt“ - in die er als berühmter Hoforganist in Wien und angesehener Komponist sein Leben lang und im Tod zurückkehrt. Herumgekommen ist er noch viel, hat in Frankreich und England als Organist größte Erfolge gehabt, die Schweizer Berge gesehen und bestaunt und große deutsche Städte besucht, wenn dort Werke von ihm zur Aufführung kamen. Und bei Wagner in Bayreuth, da war er gerne. Dort hat er auch beim Begräbnis Liszts die Orgel gespielt.
Zur Symphonie kommt er erst mit 41. Aber er erkennt darin seine wirkliche, ihm vom Lieben Gott erteilte Berufung, seinen eigentlichen Beruf. So will er es denn auch in der Promotionsurkunde seines Ehrendoktorates der Universität Wien stehen haben, dass er diese Auszeichnung als „Symphoniker“ erhalten hat.

© Johannes Leopold Mayer, ORF - Radio Österreich 1

Wissenswertes


  • Geb.: 4.9.1824 in Ansfelden, Oberösterreich

  • 1837 - 1850 Sängerknabe im Stift St. Florian, Ausbildung zum Schulgehilfen und Schultätigkeit in verschiedenen Orten Oberösterreichs

  • 1850 - 1856 Stiftsorganist in St. Florian

  • 1856 - 1868 Domorganist in Linz. Bruckner studiert Kontrapunkt bei Simon Sechter und Instrumentation sowie Formenlehre beim Theaterkapellmeister Otto Kitzler

  • 1868 geht er als Nachfolger Sechters nach Wien und wird Professor am Konservatorium sowie „expectierender Hoforganist“

  • Zwischen 1869 und 1871 höchst erfolgreiche Konzertreisen als Organist nach Frankreich und England

  • 1876 Antrittsvorlesung an der Wiener Universität

  • 1878 Ernennung zum wirklichen Mitglied der K.K. Hofmusikkapelle

  • 1891 Promotion zum Ehrendoktor der Universität Wien

  • 11.10.1896: Tod Bruckners in Wien. Auf eigenen Wunsch wird er in der Krypta des Stiftes St. Florian - direkt unter der Orgel - bestattet.

  • Wichtigste Werke: 3 großen Messen: d-moll, e-moll und f-moll, 9 Symphonien (2 weitere erklärt er als „ungiltig“), Streichquintett F-dur, Te deum und 150, Psalm, eine Reihe von Motetten, die er „nach eigenem Herzensdrange“ komponiert hat, darunter „Ave Maria“, „Os justi“, „Vexilla regis“


Schon gewusst?


  • Sein Leben lang ist er auf der Suche nach einer Frau zum heiligen Ehestand

  • Er ist ein Verfechter der geheiligten Theorie der Musik, die er selbst oft genug und mit Notwendigkeit „umschmeißt“

  • Bier und Wein ist er äußerst zugeneigt und der österreichischen Küche - „G’selchtem mit Kraut und Knödeln“

  • Die Sängerknaben der Hofburgkapelle belohnt er - Kinder sind seine große Liebe - mit „Zuckerln“ belohnend, wenn sie ordentlich gesungen haben

  • Zum 70er schreibt ihm seine Schwester: alle reden davon, was Du für ein großer Komponist bist, aber keiner darüber, wie sehr Du unsere Mutter und Deine Geschwister immer unterstützt hast

  • Die „IX.“ widmet der fromme und nachdenkliche Katholik dem „Lieben Gott“, der ein unvollendetes Werk entgegennimmt - das Finale bleibt ein Torso

  • Er komponiert „wie ein Betrunkener“ sagen seine Gegner rund um seinen Zeitgenossen Brahms. Der Philosoph Ludwig Wittgenstein erkennt in Bruckner das „gute Österreichische: wahr, aber nie auf Seite der Wahrscheinlichkeit“


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