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Gegen Ende des 17. Jahrhunderts etablierten sich im deutschsprachigen Raum neue, aus Italien stammende Formen der Orchestermusik: das Concerto grosso, in dem eine Gruppe von mehreren Instrumenten dem Orchester gegenübergestellt wird, und das Concerto, in dem ein Instrument mit dem Orchester in Wettstreit tritt. Johann Sebastian Bach beschäftigte sich mit diesen neuen Gattungen der Instrumentalmusik, als ihn Christian Ludwig Markgraf von Brandenburg um neue Kompositionen für seine Hauskapelle bat. 1721 überreichte Bach die "Six Concerts avec plusieurs instruments" seinem Auftraggeber, dem sie ihren Namen "Brandenburgische Konzerte" verdanken.
"Jeder Mensch, der das 2. Brandenburgische Konzert kennt, denkt: 'Wunderbar, ein Barocktrompetenkonzert.' Also: Barocke Trompete, Muskelkraft, hohe Töne, Sound - und alles andere fällt unter den Tisch. Genau das ist es nicht: Bach schreibt hier ein Konzert für vier verschiedenartige, aber gleichwertige Instrumente: Trompete, Blockflöte, Oboe, Violine. Die Kunst ist nun, diese vier Instrumente in einen Dialog treten zu lassen, und das ist natürlich nur möglich, wenn die Trompete so leise spielen kann wie die Blockflöte, und die Blockflöte genauso laut wie die Trompete. Die Trompete, die wir verwenden, ist eine Naturtrompete, d.h. es gibt überhaupt keine Spielhilfen (Ventile, Klappen, etc.) und der Spieler muß alles allein mit seinen Lippen machen. Wie hat man das zu Bachs Zeiten gespielt? Ich glaube, es gab damals ganz genauso Einzelbegabungen für bestimmte Instrumente wie heute. Und wir wissen, daß es zu Bachs Zeiten einen phänomenalen Trompeter gegeben hat, der alles eine Oktave höher spielen konnte, und Bach muß so einen Trompeter gehebt haben, denn der Schwierigkeitsgrad dieses Stückes fällt aus dem Rahmen der Zeit" (Nikolaus Harnoncourt).

Der österreichische Musiker Nikolaus Harnoncourt, geboren 1929, entstammte einem luxemburgisch-lothringischen Adelsgeschlecht. Er studierte Violoncello und war zunächst als Cellist bei den Wiener Symphonikern tätig. Doch die historische Aufführungspraxis interessierte ihn mehr als der Orchesterdienst: 1953 gründete er mit seiner Ehefrau Alice das Ensemble "Concentus Musicus Wien" und beschäftigte sich intensiv mit Alter Musik.

Harnoncourt, ein Pionier des Originalklangs, zeigte dem verblüfften Publikum, wie aufregend die Werke der Renaissance und des Barock sich anhören können. Im Laufe der Jahre erweiterte er sein Repertoire und widmete sich am Pult "moderner" Orchester den klassischen Symphonien, aber auch dem Wiener Walzer sowie Bühnenwerken von Johann Strauß, Richard Wagner, Jacques Offenbach und George Gershwin.

Er unterrichtete am Mozarteum Salzburg und verfaßte mehrere grundlegende Schriften über die Musik. 2012 wurde er zum Offizier der französischen Ehrenlegion ernannt und mit der Goldmedaille der Royal Philharmonic Society London ausgezeichnet. 2014 erhielt er den Echo Klassik für sein Lebenswerk.

"Maestro Harnoncourt ist der Lieblingsstar jener, die eigentlich keine Stars mögen. Ihm glaubt man die Floskel vom Dienst am Werk, am Genie. Seine Begeisterung und Entdeckerfreude erfreuen und begeistern" (FAZ 14.7.98)

Am 5. Dezember 2015, einen Tag vor seinem 86. Geburtstag, gab Nikolaus Harnoncourt bekannt, daß er seine Karriere beende; am 5. März 2016 verstarb er.

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Nikolaus Harnoncourt

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Harnoncourt dirigiert die Brandenburgischen Konzerte