Inhalt

Beethovens Hammerklavier-Sonate ist für mich die radikalste, fantasievollste und einfallsreichste Musik dieses knorrigen, eigen-sinnigen Genies. Der Kosmos eines Universalen Freigeistes, den die Antimaterie seines spirituellen Grübelns überwältigt hat, ist im Grunde für gar kein Instrument geschrieben.

Schon der ungeheure erste Satz, der wie die Skizze zu einer großen Sinfonie die klavieristischen Möglichkeiten ungeniert an ihre Grenzen führt, steht da wie ein klassischer Tempel, der die Errungenschaften der Romantik bereits überblickt. Und das diabolisch dahinhuschende Scherzo, welches Schumann und Mendelssohn überholt zu haben scheint, fühlt sich an wie ein kleiner Hexensabbat, bevor Beethoven in einem der ergreifendsten, tiefsinnigsten und innigsten Adagio-Sätze uns alle Norm, ja die Welt verlieren lässt. Das Unbegreifliche aber geschieht im vierten Satz, einer aberwitzig verstörenden, höchst virtuosen, alle Regeln selbst des versiertesten Kontrapunktikers über den Haufen werfenden Fuge, die ich für das Nonplusultra des Komponierens überhaupt halte und die sowohl in ihrer Missachtung der damals üblichen kontrapunktischen Regeln, als auch in deren überwältigender Beherrschung ein Jahrhundertmonument philosophischen Tiefsinns ist. Diese Musik ist nicht wegen, sondern trotz ihrer Nähe zur pianistischen Unspielbarkeit die Quintessenz beethovenschen Geistes und damit der Urknall musikalischen Denkens.

Yojo Christen

Details

  • Produktionsjahr:

    2021

  • Kategorie:
  • Genres:
  • Altersfreigabe:

    0+

  • Audiosprache:

    Deutsch

  • Untertitelsprache:

    keine Untertitel

  • Ort:
  • Land:

    Deutschland

Besetzung

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