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„Meine ganze Musik […] ist von Instinkt und Gefühl geleitet.“
Der ungarische Komponist, Pianist und Musikethnologe gilt als einer der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Etwa ab 1904 entdeckten er und sein Landsmann Zoltán Kodály, dass, was sie – und Franz Liszt in den Ungarischen Rhapsodien und Johannes Brahms in den Ungarischen Tänzen – für ungarische Volksmusik gehalten hatten, die Musik der von den Roma in Städten vorgetragenen Musik war. Bartók bereiste Ungarn, Rumänien, die Slowakei, Siebenbürgen und den Vorderen Orient und sammelte über 10.000 Lieder, die er und Kodály phonographierten, notierten und für diverse Instrumente transkribierten. Dieses Studium nutzten beide zu einer Erneuerung ihrer Tonsprachen.
Typisch für Bartóks Musik sind rhythmische Raffinesse, die brillante, immer transparente Instrumentation und individuelle Harmonik, die sich der Verwendung diatonischer Tonformeln jenseits des Dur-Moll-Systems (z. B. dorischen und mixolydischen Skalen) und der Vermeidung von „Gesten der Spätromantik“, gelegentlicher Bitonalität (gleichzeitiges Erklingen zweier Tonarten) bzw. Fünftonskalen (Pentatonik) verdankt. Orchester und Dirigenten hatten anfangs mit von Bartók den „Volksmusiken“ entlehnten ungeraden Rhythmen ihre Müh und Not.
© Peter Kislinger, ORF - Radio Österreich 1

Wissenswertes


  • 25. März 1881 in Groß-Sankt-Nikolaus/Nagyszentmiklós, Österreich-Ungarn (heute Rumänien) geboren

  • 1888 Tod des Vaters; übersiedelt mit Mutter nach Nagyszőllős (heute Wynohradiw, Ukraine) bzw. Beszterce (Bistritz), dann wegen der Schule Übersiedlung nach Pozsony (Pressburg; heute Bratislava, Slowakei)

  • 1893 Musik- und Kompositionsunterricht in Pozsony

  • 1899 Klavier- und Kompositionsstudium an der Franz-Liszt-Musikakademie Budapest

  • 1902 ungarische Erstaufführung der Tondichtung „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauss in Budapest; hatte zunächst großen Einfluss auf seinen Orchesterstil; der „romantische Überschwang“ erschien ihm bald als überholt.

  • Zeigt sich von Maurice Ravels und vor allem Claude Debussys Harmonik beeindruckt.

  • 1908 bis 1934 Professor für Klavier an der Franz-Liszt-Musikakademie Budapest

  • Die Oper „Herzog Blaubarts Burg“ (1911), das Ballet „Der holzgeschnitzte Prinz“ (1914-16) und die Tanzpantomime „Der wunderbare Mandarin“ (1918-24) blieben Bartóks einzige bühnendramatische Werke.

  • Aus Angst, Ungarn könnte „eine deutsche Kolonie“ werden, übersiedelte Bartók 1940 „weg aus der Nachbarschaft dieses verpesteten Landes“ in die USA (Sohn Béla: „keine Emigration“).

  • 26. September 1945 Bartók stirbt in Manhattan an Leukämie.

  • 7. Juli 1988 Bartóks sterbliche Überreste werden im Rahmen eines Staatsbegräbnisses auf dem Budapester Friedhof Farkasrét bestattet.


Schon gewusst?


  • Wuchs zweisprachig auf (Ungarisch und Deutsch), ab dem 8. Lebensjahr auch Slowakisch; sprach bzw. schrieb oder las Englisch, Französisch, Russisch, „Südslawisch“, Finnisch und Türkisch.

  • 1903 wollte er mit seiner Musik „zeitlebens der ungarischen Nation, der ungarischen Heimat dienen“.

  • 1931 bezeichnete er als seine „eigentliche“ Mission „die Verbrüderung der Völker […]. Dieser Idee versuche ich […] in meiner Musik zu dienen; deshalb entziehe ich mich keinem Einfluss, mag er auch slowakischer, rumänischer, arabischer oder sonst irgendeiner Quelle entstammen. Nur muss die Quelle rein, frisch und gesund sein!“

  • Einladung, am Kunstwettbewerb der VIII. Olympischen Sommerspiele 1924 in Paris in der Sparte Musik als Juror teilzunehmen, aus Zeitmangel abgelehnt.

  • Sammelte Insekten (die er zunächst betäubte) und Mineralien.

  • 1926 Uraufführung des Balletts „Der wunderbare Mandarin“ (1918-1924); weitere Aufführungen werden vom Bürgermeister Konrad Adenauer wegen „sittlicher Bedenken“ vermutlich aufgrund der Themen (Prostitution, Raubmord, Totschlag) verboten.

  • Die 153 Stücke des „Mikrokosmos“ (1926-1939) sind ein pädagogischer Klavierzyklus und gelten als „Enzyklopädie des modernen Klavierspiels“.

  • Zu Bartóks meist gespielten Werken gehören u.a. die Streichquartette 4-6, „Musik für Streicher, Schlagzeug und Celesta“, das 2. Violinkonzert, Divertimento für Streichorchester, „Konzert für Orchester“ und das 3. Klavierkonzert, allesamt Werke aus seinen letzten 17 Lebensjahren.

  • 1961 wird in der Antarktis ein Gletscher nach Bartók benannt.

  • 1989 „Asteroid (4132) Bartók“


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