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„Kümmern Sie sich nicht, was alberne Leute über Einflüsse sagen. Wären wir nicht alle von irgendwem beeinflusst, würden wir bloß Unsinn…
…schreiben. [D]er Verzicht auf manche tradierte Mittel hat zur bekannten Kluft zwischen zeitgenössischer Musik und Publikum beigetragen, das wegen mangelnden nachvollziehbaren Aufbaus mit Verstörung und Langeweile reagiert.“ (Brittens Rat an einen jungen Komponisten, 1967)
Brittens Mutter, eine Amateursängerin, erkannte die Begabung ihres Jüngsten und war entschlossen, aus „Beni“ nach Bach, Beethoven und Brahms den vierten der „großen B’s“ zu machen. Die Uraufführung seiner „Variations on a Theme of Frank Bridge“ bei den Salzburger Festspielen 1937 machte Britten international bekannt, die Oper Peter Grimes 1945 zu einem Nationalhelden, ein Status, der mit dem War Requiem (1962) zementiert wurde.
Angeregt durch Frank Bridge, seinen Privatlehrer, orientierte sich Britten zunächst am Orchesterklang Debussys und Ravels. Der Tenor Peter Pears schrieb in einem Essay, sein Lebenspartner habe nie den Anspruch erhoben, ein Neuerer zu sein. Er suchte sich „am reinsten Strom ‚moderner’ Musik seine eigene Tradition“: Monteverdi, Purcell, Bach, Haydn, Mozart, Schubert, Verdi, Mahler, Berg und Strawinsky. Britten schuf aus diversesten Anregungen einen unverkennbaren Personalstil, in dem Melodik, Harmonie, Rhythmus und transparente Orchestrierung eine Einheit bilden.
© Peter Kislinger, Ö1
…schreiben. [D]er Verzicht auf manche tradierte Mittel hat zur bekannten Kluft zwischen zeitgenössischer Musik und Publikum beigetragen, das wegen mangelnden nachvollziehbaren Aufbaus mit Verstörung und Langeweile reagiert.“ (Brittens Rat an einen jungen Komponisten, 1967)
Brittens Mutter, eine Amateursängerin, erkannte die Begabung ihres Jüngsten und war entschlossen, aus „Beni“ nach Bach, Beethoven und Brahms den vierten der „großen B’s“ zu machen. Die Uraufführung seiner „Variations on a Theme of Frank Bridge“ bei den Salzburger Festspielen 1937 machte Britten international bekannt, die Oper Peter Grimes 1945 zu einem Nationalhelden, ein Status, der mit dem War Requiem (1962) zementiert wurde.
Angeregt durch Frank Bridge, seinen Privatlehrer, orientierte sich Britten zunächst am Orchesterklang Debussys und Ravels. Der Tenor Peter Pears schrieb in einem Essay, sein Lebenspartner habe nie den Anspruch erhoben, ein Neuerer zu sein. Er suchte sich „am reinsten Strom ‚moderner’ Musik seine eigene Tradition“: Monteverdi, Purcell, Bach, Haydn, Mozart, Schubert, Verdi, Mahler, Berg und Strawinsky. Britten schuf aus diversesten Anregungen einen unverkennbaren Personalstil, in dem Melodik, Harmonie, Rhythmus und transparente Orchestrierung eine Einheit bilden.
© Peter Kislinger, Ö1
Wissenswertes
- Geb. 22. November 1913 in Lowestoft, nördlich von Aldeburgh, an der englischen Ostküste
- Erster Klavierunterricht mit fünf, erste Kompositionen mit acht Jahren
- Ab 1924 Kompositionsschüler von Frank Bridge, der auch sein Mentor wird.
- 1930-1933 Klavier- und Kompositionsstudium am Royal College of Music, London
- Hört September 1930 Mahlers 4. Symphonie; schwärmt von der „Klarheit und Transparenz der Instrumentation“, der „Originalität der melodischen Gestalten“ bzw. der durchgehenden „rhythmischen und harmonischen Spannung“.
- 1939 Übersiedlung aus pazifistischen, künstlerischen und privaten Gründen in die USA
- 1942 Rückkehr nach England mit Peter Pears; Brittens Kriegsdienstverweigerung wird „nicht nur für die kämpfenden Truppen, sondern allgemein“ anerkannt.
- 1948 Britten gründet in seinem Wohnort Aldeburgh das Aldeburgh Festival.
- 2. Juli 1976 Erhebung in den Adelsstand als „Baron Britten of Aldeburgh in The County of Suffolk“
- Verstorben 4. Dezember 1976 in seinem Haus in Aldeburgh
Schon gewusst?
- Geboren am Tag der Hl. Cäcilia, der Schutzheiligen der Musik
- Studium in Wien bei Alban Berg kommt 1934 nicht zustande: Lehrer am RCM meinten, Berg sei „keine geeignete Person“; Brittens Mutter missverstand das als moralisches Urteil und verbietet ihrem „Beni“ die Reise.
- Ab Mitte der 1930er Jahre Freundschaft mit W.H. Auden und Christopher Isherwood, die ihn ermutigen, seine Homosexualität auszuleben.
- Ab 1939 bis zu seinem Lebensende nicht verheimlichte Lebensgemeinschaft mit Peter Pears in einem Staat, in dem 1954 bis zu 1069 Männer Gefängnisstrafen wegen, wie das Gesetz formulierte, „gleichgeschlechtlicher Liebe“ verbüßten.
- Zahlreiche enge Freundschaften mit Knaben führten nach Brittens Tod zu Gerüchten, die sich nicht bestätigten; auch nicht die 2013 erhobene Behauptung, er sei an den Folgen einer nicht behandelten Syphilisinfektion verstorben.
- Gerald Moore, Pianist und gefeierter Liedbegleiter, lehnte Einladungen zum Aldeburgh Festival ab; der Genius loci sei „der größte Begleiter in der Welt; meine Dienste werden nicht gebraucht.“
- „Der Geschmack der Wiener war immer schon ‚konservativ’, und mein War Requiem ist sicher nicht in ‚traditioneller Avantgarde’-Sprache.“ (Brittens Reaktion auf ablehnende Wiener Kritik, 1963)
- Britten bezahlte in den 1960er und 1970er Jahren seine Traditionsverbundenheit mit der Verachtung von Komponistenkollegen wie Boulez, Stockhausen, Nono, Xenakis und vieler Musikkritiker.
- Seine Orchester- und Kammermusik, vor allem seine Vokalwerke, zählen zu den meist aufgeführten Werken eines im 20. Jahrhundert geborenen Komponisten; kein Werk eines anderen im 20. Jahrhundert Geborenen erreicht die Aufführungszahlen von Brittens Opern; nur Werke von Puccini und Richard Strauss, die nach 1900 entstanden sind, finden sich weltweit öfter auf den Spielplänen.
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