Inhalt
Es gibt alte Videoaufnahmen des 1930 in Berlin geborenen Carlos Kleiber bei der Arbeit, beim Proben. Man sieht ihn ausnahmsweise nicht - wie im Konzert - von hinten, man sieht ihn von vorne aus der Perspektive des Orchesters. Es ist ungemein faszinierend, mit welch freundlich wirkender Autorität Carlos Kleiber mit den (damals noch hauptsächlich männlichen) Orchestermusikern arbeitet.
Wie allein schon seine enorme körperliche Präsenz, die eleganten Bewegungen seiner Arme den Zuschauer in den Bann ziehen, wie humorvoll und bilderreich seine Sprache bei den Proben ist. Er schafft es scheinbar fast spielerisch, das Orchester zu höchster Präzision anzuspornen. Die Musiker sitzen merklich an der Sesselkante, stets bereit, den ausgeprägten Vorstellungen dieses Interpreten zu folgen. Höchste Aufmerksamkeit ist gefordert, denn die Kleiber-Interpretationen gehen stets gnadenlos an die Grenzen. Gnadenlose Grenzgänge konnten es auch auf andere Art sein: 1982 beispielsweise als Carlos Kleiber einen Tag vor einem Konzert mit den Wiener Philharmonikern wütend aus der Probe stürmte und abreiste. „Bin ins Blaue gefahren“, stand lapidar auf einer Karte, die er daraufhin hinterließ.
Nicht aus Wien abgereist ist Carlos Kleiber zum Glück in den Jahren 1989 und 1992, als er von den Wiener Philharmonikern als Dirigent der Neujahrskonzerte engagiert war, beide Auftritte gelten aufgrund der Esprit-geladenen Interpretationen als legendär. Apropos Interpretation: Das Repertoire dieses Jahrhundertdirigenten war verhältnismäßig beschränkt, zu seinen immer wieder aufgeführten Kernstücken zählten z.B. die zweite Symphonie von Brahms, Beethovens Fünfte, die Fledermaus und der Rosenkavalier. Immer wieder dirigierte er dieselben Stücke, denn nicht Quantität und Breite, sondern Qualität und Tiefe waren seine Prämissen.
© Elke Tschaikner, ORF - Radio Österreich 1
Wie allein schon seine enorme körperliche Präsenz, die eleganten Bewegungen seiner Arme den Zuschauer in den Bann ziehen, wie humorvoll und bilderreich seine Sprache bei den Proben ist. Er schafft es scheinbar fast spielerisch, das Orchester zu höchster Präzision anzuspornen. Die Musiker sitzen merklich an der Sesselkante, stets bereit, den ausgeprägten Vorstellungen dieses Interpreten zu folgen. Höchste Aufmerksamkeit ist gefordert, denn die Kleiber-Interpretationen gehen stets gnadenlos an die Grenzen. Gnadenlose Grenzgänge konnten es auch auf andere Art sein: 1982 beispielsweise als Carlos Kleiber einen Tag vor einem Konzert mit den Wiener Philharmonikern wütend aus der Probe stürmte und abreiste. „Bin ins Blaue gefahren“, stand lapidar auf einer Karte, die er daraufhin hinterließ.
Nicht aus Wien abgereist ist Carlos Kleiber zum Glück in den Jahren 1989 und 1992, als er von den Wiener Philharmonikern als Dirigent der Neujahrskonzerte engagiert war, beide Auftritte gelten aufgrund der Esprit-geladenen Interpretationen als legendär. Apropos Interpretation: Das Repertoire dieses Jahrhundertdirigenten war verhältnismäßig beschränkt, zu seinen immer wieder aufgeführten Kernstücken zählten z.B. die zweite Symphonie von Brahms, Beethovens Fünfte, die Fledermaus und der Rosenkavalier. Immer wieder dirigierte er dieselben Stücke, denn nicht Quantität und Breite, sondern Qualität und Tiefe waren seine Prämissen.
© Elke Tschaikner, ORF - Radio Österreich 1
Wissenswertes
- Karl Ludwig Bonifacius Kleiber wird am 3. Juli 1930 in Berlin als Sohn des aus Wien stammenden Dirigenten Erich Kleiber geboren.
- 1940 emigrierte die Familie nach Südamerika, da sich Erich Kleiber aus Überzeugung nicht mit dem nationalsozialistischen Regime arrangieren wollte.
- In der neuen Heimat Argentinien wurde er Carlos genannt, er behielt diesen Vornamen bei.
- Carlos‘ Vater wollte, dass sein Sohn Chemie studiert, dieses Studium brach er nach einem Jahr ab, um ab 1950 in Buenos Aires Musik zu studieren.
- 1955 debütierte Carlos Kleiber mit der Operette „Gasparone“ von Carl Millöcker in Potsdam unter dem Pseudonym Karl Keller.
- Eine der vielen Wirkungsstätten des Dirigenten war die Bayerische Staatsoper in München, wo er viele Triumphe feierte.
- Die letzten Auftritte absolviert er im Jahr 1999, im Rahmen einer Spanien Tournee mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks.
- Verheiratet war Kleiber mit der slowenischen Tänzerin Stanislawa Brezovar, mit der er zwei Kinder hatte.
- 2004 verstarb der Musiker im Alter von 74 Jahren in seinem Haus im slowenischen Konjšica.
Schon gewusst?
- Carlos Kleiber galt als genial aber mitunter schwierig, da er stets höchste Ansprüche an sich und andere stellte, gleichzeitig aber unter Lampenfieber und Selbstzweifeln litt.
- Über seine Beziehung zum berühmten und strengen Dirigentenvater wurde viel gemutmaßt, Carlos dirigierte aus den Partituren seines Vaters und ausschließlich Werke, die auch Erich Kleiber dirigiert hatte.
- Privat pflegte er langjährige Freundschaften mit Persönlichkeiten wie Riccardo Muti, Claudio Abbado, Franco Zeffirelli, Otto Schenk und Plácido Domingo.
- Kleibers ehemaligem Ferienhaus in Konjšica kann man ein Gedenkzimmer besuchen, wo Leben und Werk vorgestellt werden.
- Der exzentrische Carlos Kleiber galt als extrem medienscheu, er gab keine Interviews.
Galerie

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