Carlos Kleiber, 1930 in Berlin geboren und in Argentinien aufgewachsen, war eine Ausnahmeerscheinung im internationalen Musikbetrieb. Der "höchstverehrte Dirigent seit Toscanini", wie ihn die New York Times bezeichnete, trat nur selten auf, mied jeden Medienrummel, hat nur wenige Schallplattenaufnahmen gemacht und war an kein Opernhaus und kein Orchester vertraglich gebunden. Er allein bestimmte, wann und wo er welche Werke dirigierte: nur die, die er mochte. Und dennoch wurde jedes Konzert, jede Opernaufführung mit dem Perfektionisten Carlos Kleiber am Pult ein großes Ereignis, dessen Faszination sich kein Musikliebhaber entziehen konnte.
Wo immer er auftrat, wurde in Superlativen gesprochen: Es gab den längsten Applaus, die lautesten Bravorufe für den besten Dirigenten und kapriziösesten Taktstockmagier der Welt. Der endlose Jubel bewies jedesmal aufs neue, daß der Maestro seinem Publikum einen unvergeßlichen, einmaligen Musikgenuß von höchstem Niveau beschert hat.
Carlos Kleiber starb im Juli 2004 nach langer schwerer Krankheit.
Einen nachhaltigen Eindruck von der Faszination eines von Kleiber geleiteten Konzerts vermittelt diese Aufzeichnung mit dem Bayerischen Staatsorchester aus dem Herkulessaal der Münchner Residenz vom Herbst 1996. Es dürfte einer seiner letzten Auftritte gewesen sein.