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Wer am 5. Mai 1882 das Konzert des Stern´schen Gesangsvereins besuchte, wurde Zeuge eines geschichtsträchtigen Debuts. Es war das Gründungskonzert der Berliner Philharmoniker, die damals noch „Bilse´sche Kapelle“ hießen. Heute gehören die Berliner nicht nur zu den besten Orchestern der Welt, sie sind ebenso sehr Spiegel ihrer Zeit, wie sie klangliche und ästhetische Maßstäbe gesetzt haben.

So charismatische Persönlichkeiten wie Hans von Bülow, Wilhelm Furtwängler, Herbert von Karajan und Claudio Abbado haben die Geschichte des Orchesters mit herausragenden Einspielungen durch die Zeiten geprägt. Eines der ergreifendsten Dokumente aus der Geschichte stellt die Aufführung der Symphonie „Mathis der Maler“ unter dem Dirigat des Komponisten dar. Hindemith hat die Symphonie auf Wilhelm Furtwänglers Bitte für die Berliner geschrieben. Sie wurde jedoch bald darauf von den Nazis verboten, was nicht nur den Komponisten ins Exil trieb, sondern einen veritablen Skandal zur Folge hatte. Furtwängler, der sich für Hindemith einsetzte, attackierte in einem Artikel für die Deutsche Allgemeine Zeitung die Nazis.

Da das erhoffte Einlenken der Nationalsozialisten ausblieb, legte er seine Ämter nieder. Hindemith selbst dirigierte nach dem Krieg 1955 seine Mathis-Sinfonie mit den Berliner Philharmonikern, eine späte Genugtuung. Aktuell liegt die künstlerische Zukunft der Philharmoniker in den Händen des russischen Dirigenten Kirill Petrenko, der zum Nachfolger von Sir Simon Rattle bestellt wurde.

© Helmut Jasbar, ORF - Radio Österreich 1

Wissenswertes


  • 1. Mai 1882 – Die „Bilse´sche Kapelle“ wird gegründet. Noch im Mai findet das erste Konzert unter Ernst Rudorff statt.

  • 1913 – Alfred Hertz leitet die erste Schallplatteneinspielung der Berliner Philharmoniker: Auszüge aus Richard Wagners „Parsifal“ auf acht 78er Schallplatten.

  • 1922 – Wilhelm Furtwängler wird Chefdirigent.

  • 1924 – Unter Heinz Unger erfolgt die erste Radio-Übertragung eines Konzertes der Berliner Philharmoniker.

  • 1952 – Furtwängler nach seinem Rücktritt 1934 erneut Chefdirigent „auf Lebenszeit“.

  • 1954 – Herbert von Karajan wird Chefdirigent.

  • 1989 – Claudio Abbado wird Chefdirigent. Am 12. November, drei Tage nach dem Fall der Mauer, spielen die Berliner Philharmoniker das „Mauerfall-Konzert“ speziell für die Besucher aus der DDR.

  • 2002 – Das erste Konzert mit dem neuen Chefdirigenten Simon Rattle findet statt.

  • 2015 – Kirill Petrenko wird zum neuen Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker ernannt.


Schon gewusst?


  • „Die Stunden in der Berliner Philharmonie sind und bleiben für mich Mitte der Welt.” (Richard von Weizsäcker)

  • 1973 wurde Silvia Caduff als Vertretung engagiert. Die Presse war so erstaunt, dass, ohne zu recherchieren, davon geschrieben wurde: „Eine Frau dirigiert erstmals die Berliner Philharmoniker!“

  • Wegen der Verordnungen zum internationalen Artenschutz ab 1975 sind u.a. viele wertvolle Orchesterbögen von Zöllnern zerstört worden. Die Berliner Philharmoniker spielten in den USA aus Protest ein Konzert auf Karbonbögen.

  • Da die Probe langweilig war, fingen Musiker in den hinteren Reihen an, Schach zu spielen. Dirigent Karl Böhm bemerkte das und murmelte unaufhörlich empört vor sich hin: „Da spielen´s Schach. Bei mir, beim berühmten Böhm!“

  • Die Geräusche des Publikums in die Musik zu integrieren gelang Loriot. Zum 100sten Geburtstag der Berliner Philharmoniker tritt Loriot als Dirigent auf und gibt die Einsätze an das Orchester – und an die Huster.

  • Und noch einmal Karl Böhm: Bei einer Probe verzählte sich der Triangel-Spieler. Böhm: „Was heißt hier verzählt? Da braucht man nicht zu zählen. Wenn beim Strauss von Geld die Rede ist, spielt das Triangel!“

  • Auch Dirigent Hans Knappertsbusch konnte austeilen: Einen Pauker beschimpfte er mit den Worten: „Ihr Wirbel klingt, als wenn eine Ziege aufs Trommelfell scheißt.“


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