Die in den Sommermonaten der Jahre 1884 und 1885 in Mürzzuschlag entstandene 4. Symphonie von Johannes Brahms hat selbst engste Vertraute des Komponisten zunächst mehr verstört als begeistert, bevor sie sich im Konzertleben als Meisterwerk von epochalem Rang durchsetzte. Als schwierig und verstörend empfand man vor allem die Dichte der Partitur, die ungewohnte Anlage insbesondere der Sätze 3 und 4, darüber hinaus mancherlei archaische, auf "alte Musik" verweisende Elemente und Techniken (die Passacaglia im 4. Satz) sowie nicht zuletzt den durchweg herben, elegischen "Grundton" des Werkes. Die Uraufführung der 4. Symphonie unter Brahms' Leitung am 25. Oktober 1885 in Meiningen geriet zu einem großen Erfolg. Das Werk wurde auf einer anschließenden Tournee des Meininger Hoforchesters in neun Städten unter der Leitung von Brahms gespielt.
Mit seiner schlanken Gestalt, dem typischen Haarschopf und dem durchdringenden Blick seiner blauen Augen beherrschte Herbert von Karajan (1908-1989) das Dirigentenpult. Wer ihn jemals live oder zumindest in einer seiner zahlreichen Videoaufnahmen dirigieren sah, konnte erleben, wie von Karajan die Musik zur Religion erhob und sie wie deren Hohepriester in einem fast mythischen Ritus zelebrierte. Herbert von Karajan verkörperte die klassische Musik im allgemeinen Bewußtsein als epochaler Dirigent, Medienstar, Opernproduzent, Gründer und Leiter von Festspielen. Trotz aller ehrgeizigen Projekte und vielfältigen Aktivitäten blieb Karajan der überragende Dirigent mit großem Verständnis für das Orchester- und Opernrepertoire von Mozart bis Schönberg, in dem sich niemand mit ihm messen konnte. Während sich einerseits seine außergewöhnliche Begabung nicht bezweifeln läßt, traf ihn andererseits oft der Vorwurf der Selbststilisierung und kommerziellen Vermarktung seiner Person.
Diese Aufnahme entstand 1973 in der Berliner Philharmonie.