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Selbst Herbert von Karajan persönlich konnte nicht verhindern, dass Christian Thielemann aus dem „Herbert von Karajan Wettbewerb“ flog. Als er nämlich darauf bestand, wenige Takte des „Tristan“ immer wieder zu repetieren. Zu seiner Verteidigung vor der Jury sagte er: „Aber wenn das Orchester nicht so spielt, wie ich das haben möchte, was sollte ich anderes tun, als zu insistieren?“, was nicht allen Juroren gefiel, aber nicht verhinderte, dass Thielemann einige Jahre später in Nürnberg der jüngste Generalmusikdirektor Deutschlands wurde.

Dort gelang ihm eine triumphale Aufführung des Tristan, die seinen künstlerischen Weltruhm begründete. Seine Liebe gilt – vor allem, aber nicht nur – der deutschen Romantik und der Musik von „Unbequemen“ wie Richard Strauss und Hans Pfitzner. Thielemann folgt der Ruf, selbst ein Unbequemer zu sein, auch wurde von Teilen der Presse versucht, ihn als politischen Rechtsaußen zu diffamieren. Und doch wurde der 1959 in Berlin geborene Christian Thielemann zum gesuchtesten Dirigenten Deutschlands und Publikumsliebling in Nürnberg, Berlin, Bologna, Wien und Bayreuth.


© Helmut Jasbar, ORF - Radio Österreich 1

Wissenswertes


  • 1978 – Als Korrepetitor an der Deutschen Oper Berlin, Engagements in Gelsenkirchen, Karlsruhe und Hannover.

  • 1985 – Thielemann fällt beim „Herbert von Karajan“ Wettbewerb durch.

  • 1985 – Erster Kapellmeister in Düsseldorf.

  • 1988 – Generalmusikdirektor in Nürnberg.

  • 1997-2004 Thielemann kehrt in seine Heimatstadt als Generalmusikdirektor der Deutschen Oper Berlin zurück.

  • 2004-2011 Generalmusikdirektor bei den Münchner Philharmonikern.

  • 2013 – Künstlerischer Leiter der Osterfestspiele Salzburg, deren Residenzorchester seither die Staatskapelle ist.

  • 2016/2017 – Christian Thielemanns fünfte Spielzeit als Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle.


Schon gewusst?


  • Christian Thielemann debutierte im Jahr 2000 in Bayreuth mit einer Wiederaufnahme von Wolfgang Wagners „Meistersinger“-Produktion. „Es war ein Triumph, wie man ihn selten erlebt“, schrieb die Wiener Presse.

  • Als Thielemann die Aufnahmen zweier Beethoven-Symphonien vorlegte, las man in der deutschen Kritik: „Gleichermaßen reaktionär wie altbacken“, ähnliches wiederfuhr ihm durch sein Eintreten für die Musik von Hans Pfitzner.

  • Thielemann: „Ich habe nie protestiert zu Hause. Später war meine Form des Protests, dann eben noch einen Pfitzner zu spielen. Ich bin in der Schule aus dem Religionsunterricht geflogen, weil ich so schräg war, aber ich war nicht politisch.“

  • „Es gibt dieses Zitat von Richard Wagner: ‚Meine Nerven sind so verfeinert, dass ich das Recht auf Luxus habe. Weil ich der Welt so viel Luxus gebe!‘ Heute hätte der es schwer. Es gibt eine Neidgesellschaft“, sagte Thielemann im Interview.

  • „Als ich 1988 diese wunderbare Platte „Palestrina“ in die Finger bekam, war ich hingerissen. Ich hatte keine Ahnung, wer dieser Pfitzner überhaupt ist. War mir einfach schnuppe.“

  • „Ich will eine bestimmte Art zu musizieren bewahren. Es ist diese freie Musizierhaltung von Knappertsbusch und Furtwängler. Die trugen vielleicht noch einen Spitzkragen, hatten aber eine viel freiere und lockerere Art zu musizieren.“


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