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"Musik … kann man nicht lernen. Es gibt keine Theorie: Das Hören genügt … Musik ist weder Dur noch Moll … sondern vielmehr ein Kompromiss zwischen großen und kleinen Terzen: Mit einem Schlag werden die Modulationen, die man für die entlegensten hält, ganz einfach."
Debussy gilt als einer der einflussreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Typisch für seine Musik sind transparente Instrumentation und eigenständige Harmonik, die anstelle der klassisch-romantischen tonalen Dur-Moll-Tonalität Anregungen traditioneller slawischer und asiatischer Musik – Pentatonik (Fünftonskalen) und Ganztonskalen – aufnahm. Der sich u.a. daraus ergebende Klang wurde als fremdartig bzw. schwebend empfunden und mit Gemälden von Claude Monet, August Renoir, Camille Pissarro etc. assoziiert; den Kategorisierungsversuch "Impressionismus" lehnte Debussy als "falsch angewandt" ab. Detailanalysen belegen sowohl hohes als auch originelles Formbewusstsein. Debussys Interesse an französischen Komponisten des Barock, besonders an Jean-Philippe Rameau, Jean-Baptiste Lully und François Couperin, sowie seine Beschäftigung mit den musiktheoretischen Schriften Rameaus führten nach 1910 zu einer einfacheren und klareren Harmonik.

© Peter Kislinger, ORF - Radio Österreich 1

Wissenswertes


  • Geboren am 22. August 1862 in Saint-Germain-en-Laye

  • 1868 erste Klavierstunden

  • 1870 wurde eine Klavierlehrerin auf Debussys Begabung aufmerksam; innerhalb von zwei Jahren machte sie ihn unentgeltlich zu einem erfolgreichen Kandidaten für das Pariser Konservatorium, wo er 13 Jahre lang Klavier und Komposition studierte.

  • 1883 Gewinn des 2. Prix de Rome (Kompositions-Stipendium des Pariser Conservatoire, das zu einem vierjährigen Aufenthalt in der römischen Villa Medici berechtigte); 1884 Gewinn des Rom-Preises; 1887 vorzeitige Rückkehr aus Unzufriedenheit über "Sträflingsschicksal" in der Villa.

  • 1888 und 1889 Besuch der Bayreuther Festspiele; lebenslange kritische Faszination der Musik Richard Wagners

  • 1889 Weltausstellung Paris: starke Impulse durch javanische Gamelanmusik und Abkehr vom schon früh als starr empfundenen Dur-Moll-System

  • 1893 Beginn der Arbeit an "Pelléas et Mélisande"; Debussy bringt in seiner einzigen vollendeten, 1902 uraufgeführten, Oper eine dem Sprechgesang angenäherte Textartikulation zu radikaler Vollendung; was er als Alternative zu Wagners als "arios" kritisiertem Stil empfand.

  • 1894 künstlerischer Durchbruch mit dem von Stéphane Mallarmé inspirierten Orchesterwerk “Prélude à l´après-midi d´un Faune“ (Vorspiel zum Nachmittag eines Faunes)

  • 1897-99 "Trois Nocturnes" für Orchester

  • 1903 Beginn seiner musikschriftstellerischen Arbeit als "Monsieur Croche"

  • 1903-1912 entstehen einige seiner wichtigsten und populärsten Werke: "La Mer" und "Images" (für Orchester) bzw. Werke für Klavier: "Estampes", "Children´s Corner", "Préludes" Bände 1 & 2

  • Ab 1915 Darmkrebsleiden, das Debussy zusehends schwächte.

  • 25. März 1918 Debussy stirbt in Paris


Schon gewusst?


  • Debussys Eltern betrieben einen bescheidenen Steingut- und Porzellanladen, den sie zwei Jahre nach Achille-Claudes Geburt wegen Unrentabilität aufgeben; der Vater wurde Buchhalter einer Eisenbahngesellschaft.

  • Debussy besuchte nie eine Schule; Lesen, Schreiben und Rechnen vermittelte ihm seine Mutter; zeitlebens Schwierigkeiten mit Rechtschreibung und Grammatik. Der Vater, ein Liebhaber der Operette, nahm seinen Sohn früh zu Aufführungen mit.

  • 1881 bis 1882 begleitete er sporadisch Nadeschda von Meck (die Förderin Tschaikowskys) auf ihren Europareisen und gab ihren Kindern Klavierunterricht; sie machte ihn mit Musik russischer Komponisten bekannt.

  • Distanziert-kritische Künstlerfreundschaften mit Erik Satie und Maurice Ravel

  • “Seit man Paris von allen diesen lästigen Ausländern gesäubert hat, sei es durch Erschießen, sei es durch Ausweisung, ist es augenblicklich ein reizvoller Ort geworden.“ (Aus einem Brief, 18. August 1914, wenige Wochen nach dem Beginn des 1. Weltkrieges)

  • Mit den drei nach Kriegsbeginn entstandenen Sonaten (für Violine; für Violoncello; für Flöte; jeweils mit Klavier) wollte er beweisen, “dass dreißig Millionen Boches (Deutsche) den französischen Geist nicht umbringen können.“ Die Partituren unterschrieb er mit “Claude Debussy, musicien français.“

  • “Wann wird endlich der Hass aufhören? Muss man denn bei diesem geschichtlichen Ablauf überhaupt von Hass reden? Wann wird man aufhören, das Schicksal der Völker Leuten anzuvertrauen, die die Menschheit als Mittel zum Aufstieg ansehen?“ (Aus einem Brief, 1916)

  • Namensgeber für den Asteroiden “(4492) Debussy“ sowie für “Debussy Heights“ auf der Alexander-I.-Insel in der Antarktis


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