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Wie heiter doch die Kindheit eines Menschen sein kann, der später als Melancholiker in die Musikgeschichte eingeht:
Als Fryderyk Franciszek Chopin das Licht der Welt erblickt, ist Fasching und vor dem Fenster spielen die Dorfmusikanten, sagt die Legende. Von Anfang an liebt er das Klavierspiel seiner Mutter, dem er am liebsten unter dem Klavier liegend lauscht.
Mit sechs Jahren hat er sich schon selbst die Grundbegriffe dieses Instruments, das er später sein zweites Ich nennen sollte, beigebracht und erfindet zu jeder Tages- und Nachtzeit Melodien darauf.
Frycek, so sein Kosename, hat auch schauspielerisches Talent, führt mit seinen Geschwistern selbst verfasste Theaterstücke auf und ist bekannt für seine Parodien auf Lehrer und andere Erwachsene, die er auch mit graphischen Karikaturen durch den Kakao zieht.
Als Teenager verbringt er die Sommermonate auf dem Land bei der Familie eines Freundes, in Briefen und einer eigenen Ferienzeitung berichtet er seinen Eltern, wie glücklich er ist.
Bis zum Alter von 13 im häuslichen Unterricht, dann verbringt er drei Jahre in einer Klasse, mit 16 verlässt die Schule, um Musik zu studieren.
Als er das Studium abschließt, ist er 19, und auf seinem Zeugnis stehen nur zwei Worte: „musikalisches Genie“.

© Ulla Pilz, ORF - Radio Österreich 1

Wissenswertes


  • 1810 im Dorf Zelazowa Wola bei Warschau geboren

  • 1817 erster Klavierunterricht, erste veröffentlichte Komposition (Polonaise g-Moll), erster öffentlicher Auftritt im Palais Radziwill

  • 1828 / 29 Konzertreisen nach Berlin (wenig erfolgreich) und Wien (sehr erfolgreich)

  • 1830 Umzug nach Wien, Chopin kann an die Erfolge des Vorjahrs nicht anschließen

  • 1831 Umzug nach Paris, Freiheitskampf in Polen, die Revolutions-Etüde entsteht

  • 1832 Konzertdébut im Pariser Salon Pleyel

  • 1833 gemeinsames Konzert mit Liszt, Kontakt mit Bellini und Berlioz

  • 1834 und 36 Begegnungen mit Mendelssohn und Schumann

  • 1838 / 39 Mallorca-Reise mit George Sand

  • 1840 - 44 intensivste Kompositionszeit

  • 1848 England- und Schottland-Reise, Verschlechterung des Gesundheitszustands

  • 1849 Tod in Paris


Schon gewusst?


  • Mit 26 verlobt er sich heimlich mit der 17jährigen Maria Wodzinska, wegen seines schlechten Gesundheitszustands verhindert ihre Familie die Heirat

  • In Paris ist es die legendäre Millionärsfamilie Rothschild, die den jungen Polen unter ihre Fittiche nimmt und ihm Auftrittsmöglichkeiten verschafft

  • Chopins lebenslange Haupteinnahmequelle ist das Unterrichten, sein Tarif liegt etwa beim Doppelten des damals üblichen Satzes; weder als Pianist noch als Komponist verdient er annähernd so viel wie mit Klavierstunden

  • Als Chopin seiner späteren Lebensgefährtin, der Schriftstellerin George Sand, begegnet, ist sein erster Kommentar "Was für eine unsympathische Frau sie doch ist! Ist´s denn wirklich eine Frau?“ Später beschreibt ein Zeitgenosse die beiden so: "Er ist so ladylike und sie ein vollendeter Gentleman!“

  • Von seinem legendärem Winter auf Mallorca mit George Sand erhofft sich Chopin eine Besserung seines Gesundheitszustandes, aber das Wetter ist schlecht und seine wilde Ehe mit einer älteren Frau, die außerdem ebenso wie ihre Tochter Männerkleider trägt, ist den Malloquinern ein gewaltiger Dorn im Auge

  • In seinen letzten Lebensjahren leidet Chopin unter Halluzinationen, außerdem wiegt er nur mehr 40 Kilo bei einer Körpergröße von 1,70 m

  • Chopins musikalische Heimat ist das Klavier, aber an seinem Totenbett wünscht er seine einzige Cellosonate zu hören, mit der er jahrelang gehadert hatte

  • Als Todesursache werden Schwindsucht / Tuberkulose und deren Folgen angegeben, aus heutiger Sicht dürfte es sich eher um Mukoviszidose gehandelt haben, was auch seine Halluzintationen erklären würde


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