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Gustavo Dudamels Liebe zur Musik wird schon übermächtig, als er erst drei Jahre alt ist. Seine Großmutter Engracia Vasquez de Dudamel versucht ihn noch davon abzulenken, indem sie ihn in Schwimm- und Karatekurse steckt. Chancenlos: Er will um jeden Preis Musiker werden, wie sein Vater. Aber für dessen Instrument, die Posaune, sind seine Arme noch nicht lang genug. Und so sitzt er im zarten Alter von vier Jahren mit einer (ebenfalls viel zu großen) Geige im staatlichen El Sistema-Jugendsymphonieorchester, mit zehn liest er schon Partituren wie andere Bücher. Und er ist gerade einmal zwölf, als bei einer Probe der Dirigent krankheitshalber nicht erscheint. Kurzerhand erobert Gustavo das leere Pult, nimmt den Taktstock und legt los. Das anfängliche Gelächter seiner Freunde und Kollegen verstummt nach kaum fünf Minuten, es wird konzentriert gearbeitet; und damit steht der Berufswunsch des Jungen ein für allemal fest. Nur fünf Monate später ist er Dirigierassistent, schon im darauf folgenden Jahr hat er sein eigenes Kammerorchester und seit er 18 ist, leitet er die Geschicke „seines“ Orquesta Sinfónica de la Juventud Venezolana Simón Bolívar.

© Ulla Pilz - Radio Österreich 1

Wissenswertes


  • Geboren am 1981 in Barquisimeto, der viertgrößten Stadt Venezuelas, die als musikali-sche Hauptstadt des Landes gilt. Die Mutter ist Gesangslehrerin, der Vater Salsa-Posaunist

  • Mit vier Jahren Eintritt in „El Sistema“, mit 18 macht ihn sein Lehrer José Antonio Abreu, der Gründer von El Sistema, zum Chefdirigenten des Orchesters „Simón Bolívar“

  • 2003 Assistent von Simon Rattle in Berlin und Salzburg

  • Einige wichtige Auszeichnungen: 2004 Erster Preis beim Gustav Mahler-Dirigentenwettbewerb in Bamberg, 2011 Grammophone Artist of the Year, 2013 Musiker des Jahres in Musical America

  • 2006 Debut an der Mailänder Scala, 2007 an der Carnegie Hall

  • 2007 - 2012 Chefdirigent der Göteborger Symphoniker, ab 2009 zusätzlich des Los Ange-les Symphony Orchestra, sein Vertrag wurde kürzlich bis 2021/22 verlängert. Auch dem Orquesta Sinfónica Simón Bolívar steht er immer noch vor

  • 2017 leitet er mit 35 als bisher jüngster Dirigent das Neujahrskonzert der Wiener Philhar-moniker. Darauf angesprochen, kontert er, so jung sei er auch wieder nicht und zeigt auf erste graue Haare.

  • Dudamels Diskographie umfasst von 2006 - 2017 über 30 CDs, der am häufigsten vertre-tene Komponist ist Gustav Mahler


Schon gewusst?


  • In Gustavo Dudamels Kindheit lebt die siebenköpfige Familie auf 50 Quadratmetern; Gustavos Hängematte hängt über dem Bett seiner Großeltern

  • Gustavo Dudamel liest immer mehrere unterschiedliche Bücher gleichzeitig, zwischen denen er nach ein paar Seiten hin und her springt. Auf ein einzelnes kann er sich nicht konzentrieren

  • Als er mit 27 Chefdirigent in Los Angeles wird, verleiht ihm die US-Presse den Beinamen „Obama der Musik“

  • 2012 ist er zu Gast in der „Sesamstraße“ und dirigiert einen Pinguin-Chor, der Beethovens Ode an die Freude singt

  • Dudamel ist seit 2017 mit der spanischen Schauspielerin María Valverde verheiratet, aus seiner geschiedenen Ehe mit der venezolanischen Balletttänzerin und Journalistin Eloísa Maturén stammt der gemeinsame Sohn Martín

  • Lange wird ihm vorgeworfen, dass er sich nicht zu den Missständen in seiner Heimat Stellung bezieht, er gilt als „Präsidenten-Liebling“. 2017 äußert er sich erstmals kritisch, worauf die venezolanische Regierung eine Tournee mit dem Jugendorchester streicht


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