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Optisch ist er irgendwo zwischen Paganini und Marilyn Manson angesiedelt, die Medien bezeichnen ihn wahlweise als Punk, Guru, Rebell, Rockstar, Dandy oder Che Guevara der Klassik und er selbst stuft sich als anarchistischer Narzisst und Partisane ein.
Niemand polarisiert schöner als Teodor Currentzis, gebürtiger Grieche und seit den 1990ern Wahlrusse: Exzentrisch gekleidet betritt er die Bühne, beim Dirigieren tanzt, stampft und hüpft er und versetzt den Großteil seines Publikums mit seinen atemberaubenden Interpretationen in Ekstase. Die anderen stößt er mit ihrer Ballung an Effekten vor den Kopf; kalt lässt er niemanden.
In Perm im fernen Ural schart er die besten Musiker um sich, man betrachtet sich hier als spirituelle Bruderschaft, als Familie, und gibt sich dem Meister voll und ganz hin. Fixe Arbeitszeiten gibt es nicht, alle tun jederzeit alles für die gemeinsame Mission.
Denn schon 2005 verkündet der damals 32jährige vollmundig in einem Interview: „Ich werde die klassische Musik retten“ und ergänzt: „gebt mir zehn Jahre“.
Mittlerweile ist mehr als ein Jahrzehnt vergangen und Teodor Currentzis hat tatsächlich einen nicht zu unterschätzenden Beitrag dazu geleistet, die geliebte Musik an pulsierendem und brennendem Leben zu erhalten.
© Ulla Pilz, ORF - Radio Österreich 1
Niemand polarisiert schöner als Teodor Currentzis, gebürtiger Grieche und seit den 1990ern Wahlrusse: Exzentrisch gekleidet betritt er die Bühne, beim Dirigieren tanzt, stampft und hüpft er und versetzt den Großteil seines Publikums mit seinen atemberaubenden Interpretationen in Ekstase. Die anderen stößt er mit ihrer Ballung an Effekten vor den Kopf; kalt lässt er niemanden.
In Perm im fernen Ural schart er die besten Musiker um sich, man betrachtet sich hier als spirituelle Bruderschaft, als Familie, und gibt sich dem Meister voll und ganz hin. Fixe Arbeitszeiten gibt es nicht, alle tun jederzeit alles für die gemeinsame Mission.
Denn schon 2005 verkündet der damals 32jährige vollmundig in einem Interview: „Ich werde die klassische Musik retten“ und ergänzt: „gebt mir zehn Jahre“.
Mittlerweile ist mehr als ein Jahrzehnt vergangen und Teodor Currentzis hat tatsächlich einen nicht zu unterschätzenden Beitrag dazu geleistet, die geliebte Musik an pulsierendem und brennendem Leben zu erhalten.
© Ulla Pilz, ORF - Radio Österreich 1
Wissenswertes
- 1972 in Athen geboren, beginnt er mit vier Jahren Klavier zu spielen, mit sieben Geige und mit zwölf, am Konservatorium Komposition und dirigieren zu studieren
- Ab 1994 Studium am Konservatorium St. Petersburg, er ist der letzte Schüler des greisen Ilya Musin, der auch Lehrer von Gergiev und Bychkov war, aber ausschließlich Currentzis wahres Genie attestiert
- 2004 - 2010 Chefdirigent der Oper von Novosibirsk, Gründung von Ensemble und Chor MusicAeterna, mit ihnen hat er einen Exklusivvertrag bei Sony
- 2006 Gründung des Territoria Modern Art Festivals Moskau
- Seit 2011 Musikdirektor der Oper von Perm, der östlichsten Millionenstadt Europas, die Ausländer bis 1991 nur mit Sondergenehmigung bereisen dürfen. Sein Ensemble nimmt er an seine neue Arbeitsstätte mit
- 2012 gestaltet er gemeinsam mit seinem Bruder Vangelino den Soundtrack für die Eröffnung der Europaspiele in Baku
- 2016/17 Artist in Residence Wiener Konzerthaus, 2017 Debut bei den Salzburger Festspielen
- Ab 2018/19 Chefdirigent des SWR Symphonieorchesters, dessen erster Gastdirigent er seit 2011 ist
- Zahlreiche Auszeichnungen, darunter sieben Mal die „Goldene Maske“ des russischen Theaterverbandes, der ECHO Klassik 2014 und der KAIROS-Preis 2016. Im selben Jahr ernennt ihn die „Opernwelt“ zum Dirigenten des Jahres
Schon gewusst?
- Currentzis dirigiert nie mit Dirigentenstab, das wäre „wie eine geliebte Frau mit Krücken zu umarmen“.
- Sein Privatleben hält er bedeckt: Bekannt ist eine geschiedene Ehe, angeblich wechselt er jährlich die Geliebte und genießt es, umschwärmt zu werden.
- Die ebenfalls Grenzen sprengende Geigerin Patricia Kopatchinskaja ist Currentzis‘ Seelenverwandte. Was sie betrifft, bedauert er nur, ihr nicht schon 20 Jahre früher begegnet zu sein.
- Für seine Don Giovanni-Aufnahme stimmt er seine Kleidung auf die Szenen ab, vom Bauernkostüm bis zum goldbestickten Gewand. Steht bei einem Konzert Sakralmusik von Bach auf dem Programm, duftet Currentzis‘ Dirigentenzimmer nach Weihrauch
- Wenn er einen verstorbenen Komponisten zum Abendessen einladen könnte, so wäre dies Schubert. Er würde mit ihm über verlorene Liebe reden, sich betrinken und vierhändig spielen.
- Currentzis bezeichnet den Musikmarkt als „böse“. Seine Projekte werden von russischen Oligarchen und Industriellen finanziert, was von manchen kritisiert wird. Dem ist entgegenzuhalten, dass er sich für den inhaftierten Regisseur Serebrennikov einsetzt.
- Der Wohnort des Dirigenten außerhalb von Perm ist sagenumwoben: Da ist von einem großen Holzhaus im Wald die Rede, von einer geschützten Siedlung, von einer schwarzen Limousine samt Chauffeur, einem Koch und von ausschweifenden Festen.
- Teodor Currentzis kreiert auch Parfums und verkörperte die Hauptrolle im Film „Dau“ über das Leben des russisch-jüdischen Physikers Lew Landau
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