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Einen Abend wie den 31. März 1913 hat der Musikverein weder vorher noch nachher erlebt. Arnold Schönberg leitet ein Programm mit aktuellen Werken, da beginnen konservative Konzertbesucher lautstark zu stören. Schließlich kommt es sogar zu Schlägereien, Gegenstände fliegen durch den Raum, unter anderem wird von Brillen und Zahnprothesen berichtet, und Thonet-Stuhlbeine werden zu Prügeln umfunktioniert. Bei der darauf folgenden Gerichtsverhandlung sagt Oscar Straus, der Komponist des „Walzertraums“ aus, die Ohrfeigen wären an diesem Abend „das einzig Klangvolle“ gewesen.
Und obwohl sich über Geschmack bekanntlich streiten lässt, ist das kaum vorstellbar. Denn der legendäre Goldene Saal ist nicht nur optisch einzigartig mit all seinen prachtvollen Reverenzen an die Antike, sondern gilt auch akustisch als einer der besten Konzertsäle überhaupt; und das liegt nicht nur an seinen perfekten Proportionen, sondern auch am Hohlraum unter dem Boden und der hängenden Holzdecke, die zusätzliche Resonanzräume öffnen. Und sogar die Kassettendecken, Balkone und Skulpturen sind mehr als Verzierung. Erst sie sorgen für die optimale Streuung der Schallwellen und verleihen so der klanglichen Perfektion den letzten Schliff.
© Ulla Pilz, ORF - Radio Österreich 1
Und obwohl sich über Geschmack bekanntlich streiten lässt, ist das kaum vorstellbar. Denn der legendäre Goldene Saal ist nicht nur optisch einzigartig mit all seinen prachtvollen Reverenzen an die Antike, sondern gilt auch akustisch als einer der besten Konzertsäle überhaupt; und das liegt nicht nur an seinen perfekten Proportionen, sondern auch am Hohlraum unter dem Boden und der hängenden Holzdecke, die zusätzliche Resonanzräume öffnen. Und sogar die Kassettendecken, Balkone und Skulpturen sind mehr als Verzierung. Erst sie sorgen für die optimale Streuung der Schallwellen und verleihen so der klanglichen Perfektion den letzten Schliff.
© Ulla Pilz, ORF - Radio Österreich 1
Wissenswertes
- 1812 Benefizkonzert „zur Unterstützung der dürftigsten Bewohner des Schlachtfeldes bei Aspern“ mit Händels „Timotheus oder die Macht der Musik“. Nach dessen Erfolg kommt es zur Gründung der „Gesellschaft der Musikfreunde“ mit vorerst 507 Mitgliedern
- Die Gesellschaft betreibt ein Konservatorium (aus dem später die Universität für Musik und darstellende Kunst werden soll) und veranstaltet Konzerte, 1826 wird Beethoven Ehrenmitglied, 1827 Schubert Teil des leitenden Gremiums
- 1831 bezieht die Gesellschaft ihr erstes eigenes Gebäude, das bald zu klein wird. Schließlich schenkt der Kaiser ihr einen Baugrund am Wienfluss. Architekt ist der Däne Theophil Hansen, die Bauzeit beträgt nur drei Jahre
- 1870 wird zuerst der Goldene Saal eröffnet, den Kleinen Saal bespielt zwei Wochen später Clara Schumann als erste. Wenige Stunden nach ihrem Konzert bricht in der Garderobe ein Brand aus, der aber mit Hilfe des Architekten gelöscht werden kann
- Der Musikverein besteht zu Beginn aus zwei Konzertsälen, dem großen „Goldenen“, der als einer der besten Konzertsäle der Welt gilt, und einem kleineren, der später nach Johannes Brahms benannt wird. 2004 kommen vier weitere unterirdische Säle hinzu
- 1872 wird mit Improvisationen Anton Bruckners die Orgel präsentiert. Im selben Jahr übernimmt Johannes Brahms die künstlerische Leitung der Gesellschaft, viele große Namen folgen, darunter Hans Richter, Wilhelm Furtwängler oder Herbert von Karajan
- 1938 übernehmen die Nationalsozialisten die Gesellschaft, die Anordnung, Werke jüdischer Autoren aus dem Archiv zu entfernen, wird ignoriert. 1945 trifft eine Granate das Gebäude, explodiert aber nicht, schon im September 45 erfolgt die Wiedereröffnung
- Der Musikverein beheimatet ein Archiv mit den Nachlässen von Beethoven, Brahms und Gottfried von Einem sowie Autographen von Schubert, Bruckner, Mahler, Schumann, Mendelssohn, Johann Strauß, Lanner, Wolf, Richard Strauss, Webern und Berg
Schon gewusst?
- „Musikverein Wien“ bezeichnet ausschließlich das Gebäude, der Verein, der dahinter steht, heißt „Gesellschaft der Musikfreunde“
- In vielen klassizistischen Elementen des Gebäudes spiegelt sich wider, dass der Architekt Theophil Hansen jahrelang in Athen studiert und gearbeitet hat
- Besondere internationale Popularität erhält der Goldene Saal des Musikvereins durch die Fernsehübertragung des alljährlichen Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker. „Erfunden“ haben dieses Konzert allerdings die Nationalsozialisten
- Als die junge Christa Ludwig, aus der deutschen Provinz kommend, den Musikverein zum ersten Mal sieht, findet sie ihn „scheußlich: Alles gold in gold!“. Im Gegensatz dazu schießen Lang Lang beim ersten Anblick die Tränen in die Augen
- Sir Neville Marriner wünscht sich, man könnte den Musikverein klonen, denn so hätte das Publikum weltweit die Möglichkeit, die Freude der Musik-Liebenden in Wien zu teilen
- Die Neuen Säle des Architekten Wilhelm Holzbauer befinden sich bis zu zwölf Meter unter Straßen- und bis zu dreieinhalb Meter unter Grundwasserniveau. Das erfordert absolute Undurchlässigkeit durch das Bauprinzip der so genannten „Weißen Wanne“
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