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Humorlose Menschen sollte man meiden, sagt András Schiff. Der ungarisch-österreichisch-britische Pianist gehört zu den geistreichsten Witze-Erzählern der Musikerzunft. Bei manchen Dingen hört sich für ihn aber der Spaß auf. Wenn jemand in das Adagio des ersten Brahms-Klavierkonzertes hustet, spielt er mit der Linken die Kantilene weiter und ballt die Rechte zur Faust - womit er alle Huster zum Verstummen bringt.
Schiff studierte in London beim Originalklang-Pionier George Malcom sowie beim Komponisten und Pianisten György Kurtág - beides Pädagogen mit einem immensen Gespür für den Klang eines Instruments. Dieses Bewusstsein spiegelt sich nicht nur in seinen Interpretationen, sondern auch in der Instrumentenwahl. Seine Klaviere sucht er passend zu Stück, Interpretationsansatz und Aufführungsort aus. Meist ist es ein Bösendorfer, seltener ein Steinway, manchmal sind es auch historische Instrumente.
Erstes Aufsehen erregte Schiff Mitte der 1970er Jahre mit seinen Bach-Einspielungen. Seine Vorträge über Beethovens gesamten Sonatenzyklus sind eine Fundgrube von Bonmots und erhellenden Einsichten. Werden manche Pianisten mit zunehmendem Alter sentimental, ist bei Schiff das Gegenteil der Fall: Geradlinige Leichtigkeit zeichnet seine 2001 entstandenen "Goldbergvariationen" aus, vergleicht man sie mit der Aufnahme aus den 1980er Jahren. Bei Bach verzichtet er zudem in den letzten Jahren auf das klanghaltende Sostenuto-Pedal.
© Rainer Elstner, ORF - Radio Österreich 1
Schiff studierte in London beim Originalklang-Pionier George Malcom sowie beim Komponisten und Pianisten György Kurtág - beides Pädagogen mit einem immensen Gespür für den Klang eines Instruments. Dieses Bewusstsein spiegelt sich nicht nur in seinen Interpretationen, sondern auch in der Instrumentenwahl. Seine Klaviere sucht er passend zu Stück, Interpretationsansatz und Aufführungsort aus. Meist ist es ein Bösendorfer, seltener ein Steinway, manchmal sind es auch historische Instrumente.
Erstes Aufsehen erregte Schiff Mitte der 1970er Jahre mit seinen Bach-Einspielungen. Seine Vorträge über Beethovens gesamten Sonatenzyklus sind eine Fundgrube von Bonmots und erhellenden Einsichten. Werden manche Pianisten mit zunehmendem Alter sentimental, ist bei Schiff das Gegenteil der Fall: Geradlinige Leichtigkeit zeichnet seine 2001 entstandenen "Goldbergvariationen" aus, vergleicht man sie mit der Aufnahme aus den 1980er Jahren. Bei Bach verzichtet er zudem in den letzten Jahren auf das klanghaltende Sostenuto-Pedal.
© Rainer Elstner, ORF - Radio Österreich 1
Wissenswertes
- 1953 geboren in Budapest
- 1958 Beginnt mit fünf Jahren Klavier zu spielen - Berufswunsch Musiker mit zehn
- 1967 Eintritt in die Franz-Liszt-Musikakademie mit 14 Jahren
- 1979 Emigration aus Ungarn
- 1987 nimmt österreichische Staatsbürgerschaft an
- 2001 erhält britische Staatsbürgerschaft
- 2004 bis 2007 Artist in Residence beim Kunstfest Weimar
- 2007/08 Pianist in Residence der Berliner Philharmoniker
- 2011/2012 "Perspectives Artists" der Carnegie Hall
- 2014 Ritterschlag zum britischen Knight Bachelor
Schon gewusst?
- Eine von Schiffs Lieblingswitzen: Im kommunistischen Polen sitzen drei Gefangene in einer Zelle. "Warum bist du hier?", fragen sie den einen. "Ich war gegen Gomulka." - "Und du?" - "Ich war für Gomulka." - "Und was ist mit dir?", fragen sie den Dritten. "Ich bin Gomulka."
- Im Zentrum stehen bei Schiff Bach, Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert und Schumann. Dazu kommen noch Mendelssohn, Brahms, Smetana, Dvorák, Janácek, Debussy und vor allem Bartók.
- Er spielt auch Zeitgenössisches von Holliger, Kurtág und Widman sowie Kammermusik.
- Schiff äußert sich auch in gesellschaftspolitischen Fragen. Nach der Regierungsbeteiligung rechtspopulistischer Parteien in Österreich und Ungarn sagte er Konzertauftritte in diesen Ländern ab.
- J.S. Bach verkörpert für Schiff den Gipfel der europäischen Musikgeschichte. Seinen Tag beginnt er mit einem Ritual: Eine Stunde Bach. Das sei ein "Seelenbad".
- Die Predigten von Brendel und Barenboim haben nichts genützt: Schiff spielt lieber keinen Liszt, obwohl er an der Franz-Liszt-Musikhochschule studiert und dort Liszts Musik gehört und gespielt hat. Er habe dort zu viel schlecht gespielten Liszt gehört - die Antipathie sei geblieben.
- Mit 18 Jahren hat Schiff aufgehört, Etüden und Fingerübungen zu spielen. Er greift lieber zu Bachs Präludien und Fugen.
- Schiff ist ein wissbegieriger Vielleser, der sich Inspiration in Theatern, Museen und Kinos holt.
- Schiff wirkt auch als Dirigent, u.a. mit dem Chamber Orchestra of Europe und dem San Francisco Symphony Orchestra.
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Sir András Schiff