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11. Dezember 1976. Der 68jährige Herbert von Karajan leitet eine Probe an der Berliner Philharmonie. Immer neugierig auf junge Talente, hat er im Anschluss daran eine junge Geigerin zum Vorspielen eingeladen. Und obwohl er unter Zeitdruck steht, weil er am Abend noch ein Konzert dirigieren soll, hört er der 13jährigen eine halbe Stunde lang zu. Als Anne-Sophie Mutter schließlich das Gebäude verlässt, hat sie eine Einladung in der Tasche, bei den Salzburger Pfingstfestspielen seine Solistin zu sein; dieses Engagement, der Auftakt ihrer Weltkarriere werden sollte, wird mit einem Besuch im Zoo gefeiert.
Acht Jahre davor ist es eine LP von Yehudi Menuhin, die die fünfjährige Anne-Sophie Mutter eine Entscheidung fürs Leben treffen lässt:
Ihre Eltern müssen die geplanten Klavierstunden in Geigenunterricht umwidmen, und schon ein Jahr später gewinnt sie als jüngste Teilnehmerin den deutschlandweiten „Jugend musiziert“-Wettbewerb.
Das Etikett „Wunderkind“, das ihr von Anfang an nicht besonders behagt, streift sie schließlich doch noch ab, heute hadert sie eher mit dem Ruf, Mrs. Perfect zu sein; das Streben nach Perfektion finde sie ja durchaus spannend, sagt sie selber, aber es wäre doch sinnlos zu denken, man könne auch nur in die Nähe davon kommen.

© Ulla Pilz, ORF - Radio Österreich 1

Wissenswertes


  • Neben dem traditionellen Repertoire ist Mutter auch Vorkämpferin für die zeitgenössische Musik, Werke von Gubaidulina, Penderecki, Rihm oder ihrem Exmann André Previn sind ihr gewidmet und/oder von ihr beauftragt

  • 1997 gründet die selber erst 36jährige eine Stiftung zur Förderung junger, hochbegabter Streicher

  • Sie gibt „Yellow Lounge“-Konzerte, um in Club-Locations junge Menschen zu erreichen, die keine klassischen Konzerte besuchen

  • Unter ihren unzähligen Ehrungen in aller Welt finden sich vier Grammy Awards, neun Echo Klassik-Auszeichnungen und der Ernst von Siemens Musikpreis, den sie als erste Frau bekam

  • Alleine für Deutsche Grammophon hat Anne-Sophie Mutter zwischen 1978 und 2015 39 Alben eingespielt


Schon gewusst?


  • Von ihren Eltern und ihren beiden älteren Brüdern bekommt Anne-Sophie Mutter als Kind den Kosenamen „Mucki“

  • Ihre Dior-Kleider sind für sie Arbeitskleidung „wie ein Klempneranzug“; schulterfrei müssen sie sein, wegen des Hautkontakts mit der Violine

  • Üben findet sie sterbenslangweilig

  • Als ein italienischer Zöllner mit dem Fingernagel auf das Holz ihrer Stradivari „Lord Dunn-Raven“ aus dem Jahr 1710 klopft, hätte Anne-Sophie Mutter ihn nach eigenen Angaben fast umgebracht

  • In einem Interview sagt sie, sie werde erst aufhören zu spielen, wenn sie nicht mehr mag, wenn ihr Ton matt geworden und ihr Dekolleté nicht mehr vorzeigbar ist.

  • Ihr Leitspruch ist ein Gedicht von William Blake: "In einem Korn von Sand, / In einer Blume das Firmament. / Halt die Unendlichkeit / In der Hand / Und die Ewigkeit / In einem Moment.“


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