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Die Richard Wagner Festspiele Bayreuth
Sie entstanden aus dem, was man im heutigen Marketing „USP“ bezeichnet, sind die Realisierung des Gesamt-kunstwerkes ihres Gründers und bieten nach wie vor heftigen Diskussionsstoff.
Die ersten Überlegungen zu Festspielen tätigte Wagner um 1850. Der Plan reifte 26 Jahre, im August 1876 fand auf dem Grünen Hügel zu Bayreuth die erste szenische Aufführung des „Ring“ statt. Nach 3 Vorstellungszyklen schloss man mit einem finanziellen Desaster.
Wagner konnte diese Probleme mit persönlichem Einsatz meistern, 1882 wurde die zweite Saison gespielt. Nach dem Tod Wagners wurden die Festspiele von Familienmitgliedern bis 1944 weitergeführt.
Seit 1951 wird in Bayreuth wieder jährlich gespielt, dabei kommen 10 von Wagner selbst festgelegten Opern zur Aufführung.
Problematische nationalistische und rassistischen Thesen Wagners bis hin zum persönlichen Naheverhältnis zwischen Winifred Wagner und Adolf Hitler begleiten die Festspiele bis in die Gegenwart. In jüngster Zeit hat man sich aber auch mit diesem Kapitel der Geschichte selbstkritisch auseinandergesetzt, etwa durch die Präsentation der Ausstellung „Verstummte Stimmen. Die Bayreuther Festspiele und die Juden 1876 bis 1945“.

© Gerhard Krammer, ORF - Radio Österreich 1

Wissenswertes


  • Am 14. September 1850 beschreibt Wagner erstmals in einem Brief die Idee von eigenen Festspielen für den in Entstehung begriffenen „Ring“, 1863 entwirft Wagner einen konkreten Plan für künftige Festspiele samt dazugehörigem Theater.

  • Zum 61. Geburtstag Richard Wagners, am 22. Mai 1872 fand die Grundsteinlegung statt, das Festspielhaus wurde nach Wagners Plänen von Otto Brückwald gebaut.

  • 1883 fanden die ersten Festspiele unter der künstlerischen Leitung von Wagners Witwe Cosima, der Tochter von Franz Liszt statt, 1908 übergab sie aus gesundheitlichen Gründen die Leitung an den Sohn Siegfried.

  • 1930 starb Siegried an den Folgen eines Herzinfarktes erst 61jährig, seine Witwe Winifried übernahm nahtlos die Leitung.

  • Zwischen 1876 und 1944 fanden insgesamt 39 Festspielsaisonen statt, in 30 Jahren gab es keine Festspiele. Nach Ausbruch des ersten Weltkrieges fanden erst 1925 wieder Festspiele statt.

  • 1951 Wiedereröffnung als „Neubayreuth“ unter der Leitung der Wagner-Enkel Wieland und Wolfgang. Eine Aufarbeitung der Rolle in Nazi-Deutschland fand nur punktuell statt, von außen wurde und wird diese ergänzend vorgenommen.

  • Mit dem unerwarteten Tod von Wieland Wagner 1966 wurde sein jüngerer Bruder Wolfgang alleiniger Herr über den „Grünen Hügel“ für mehr als 50 Jahre.

  • 1973 Gründung der Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth, an der sich auch die öffentliche Hand beteiligt.

  • Nach dem Ausscheiden von Wolfgang Wagner 2008 übernahm das Halbschwesternduo Eva Wagner-Pasquier und Katharina Wagner die Agenden der Festspielleitung wieder im Tandem und führte die Familientradition fort.

  • 2015 zog sich Eva aus ihrer Funktion zurück, Katharina Wagner führt aktuell die Tradition von künstlerischer Leitung und Regie, die auf Cosima zurückgeht, weiter. Ihr zur Seite steht als Musikalischer Leiter der Dirigent Christian Thielemann.


Schon gewusst?


  • Im Festspielhaus von Bayreuth gibt es 1974 Sitzplätze, die überwiegende Anzahl davon sind nach wie vor einfache Holzklappsessel und ziemlich hart.

  • Wagners ersten Überlegungen zur Finanzierung der Festspiele gingen bereits in Richtung „crowd-founding“. Letztlich konnte er das Projekt nur mit Hilfe von König Ludwig II von Bayern umsetzen.

  • Ursprünglich (1870) hatte Wagner den Plan, die Bühne im Marktgräflichen Opernhaus Bayreuth für seine Festspiele zu adaptieren, der hochbarocke Bau widersprach aber seiner Vision eines zeitgemäßen Theaters.

  • Die erste Festspielsaison 1876 brachte ein Defizit von umgerechnet ca. 1,15 Millionen Euro.

  • 1924 intoniert das Publikum nach dem Schlussapplaus der „Meistersinger“ das „Deutschlandlied“. Siegfried Wagner teilte daraufhin offiziell mit, dass solche Bekundungen zu unterbleiben hätten.

  • Mit der Aufführung des sogenannten „Jahrhundertring“, der von Patrice Chéreau inszeniert und von Pierre Boulez dirigiert wurde konnten die Festspiele 1976 eine bis heute gültige Benchmark für dieses Werk setzen.

  • Fast das gesamte „who is who“ der Opernwelt ist in Bayreuth aufgetreten: Herbert von Karajan, Arturo Toscanini, Elisbath Schwarzkopf, Birgit Nilsson, Cheryl Studer, Annette Dasch, Nina Stemme, Stephen Gould, Placido Domingo, Heinz Zednik ...

  • Gendermäßig können die Bayreuther Festspiele ausgeglichen bilanzieren: seit der Gründung 1876 sind bisher jeweils vier weibliche und vier männliche Vertreter der Wagner-Familie in der Leitung tätig gewesen.

  • Rund um die Festspiele wird viel Aufsehen gemacht um das „Wer“ zu den Premieren kommt. Prominente Politiker wie Angela Merkel oder der TV-Entertainer Thomas Gottschalk beschäftigen die Society-Kommentatoren von Ende Juli bis Ende August.


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