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Es ist ein unauffälliges altes Steinhaus in der Oberstadt von Bergamo, in dem Domenico Gaetano Maria Donizetti als fünftes von sechs Kindern das Licht der Welt erblickt. Obwohl von Licht eigentlich nicht die Rede sein kann, denn die Familie bewohnt im Haus Borgo Canale Nummer 10, das damals noch außerhalb der Stadtmauern liegt, zwei fensterlose Kellerräume. Die Mutter ist Näherin, der Vater Hausmeister in einer Pfandleihanstalt, und wie so oft ist es die schöne Stimme des Jungen, die ihm den Zugang zur Welt der Musik eröffnet. Schon mit acht Jahren wird er Chorknabe und begegnet seinem wichtigsten Lehrmeister Simone Mayr.

Gaetano Donizetti ist also ein fast märchenhafter Aufstieg gelungen aus ärmsten Verhältnissen bis in den höchsten Opernhimmel, immerhin ist der Belcanto-Meister nach Bellinis Tod und vor dem Aufstieg Verdis die bestimmende Figur der italienischen Opernwelt. Und eine Handvoll seiner Opern gehören auch heute noch zum Kernrepertoire aller internationalen Opernhäuser.

Dass es aber insgesamt über 70 Donizetti-Opern gibt und außerdem eine lange Liste von Symphonien, Liedern, Sakral- und Kammermusik, ist schon viel weniger bekannt. Es gibt also noch viel zu entdecken…


© Ulla Pilz, ORF - Radio Österreich 1

Wissenswertes


  • Am 29. November 1797 in Borgo Canale geboren, er teilt sich also das Geburtsjahr mit Franz Schubert und Heinrich Heine.

  • 1806 wird er Stipendiat der „Lezioni Caritatevoli“ und genießt dort neun Jahre lang eine fundierte Musikausbildung, die er in Bologna abrundet.

  • 1817 ruft ihn der Vater nach Bergamo zurück, Gaetano entkommt ihm, indem er Soldat wird und nach Venedig einrückt. Hier entstehen seine ersten Opern, der Erfolg der dritten, „Zoraide di Granata“ befreit ihn vom Militärdienst.

  • In den 1820ern komponiert er (hauptsächlich für den Impresario Barbaia) 19 Opern für Rom, Neapel und Genua.

  • 1828 Heirat mit Virginia Vaselli, die er mit Syphilis infiziert. Die drei gemeinsamen Kinder sterben alle nach wenigen Tagen, Virginia fällt 10 Jahre nach der Heirat der Cholera zum Opfer.

  • In den 1830er Jahren erste große Erfolge mit „Anna Bolena“, „L´elisir d´amore“ (das er in nur zehn Tagen schreibt), „Lucrezia Borgia“ und „Lucia di Lammermoor“

  • 1834 Übersiedlung nach Neapel, Professor und später Direktor des Konservatoriums

  • 1840 geht Donizetti nach Paris und beginnt, in französischer Sprache zu komponieren („La favorite“, „La fille du régiment“), bald pendelt er zwischen Paris und Wien, wo er nach dem Erfolg von „Linda de Chamounix“ zum Hofkomponisten ernannt wird.

  • 1843 Verschlechterung seines Gesundheitszustands, die Spätfolgen seiner Syphilis beeinträchtigen ihn auch geistig und psychisch, er verbringt drei Monate in einer Irrenanstalt und stirbt 1848 in seiner Herkunftsstadt Bergamo.


Schon gewusst?


  • Gaetano Donizetti hat ein schwieriges Verhältnis zu seinen Eltern, er verbietet ihnen, seine Premieren zu besuchen und lädt sie auch nicht zu seiner Hochzeit ein.

  • Auch Donizettis Brüder sind Stipendiaten Simone Mayrs, und sein Bruder Giuseppe bringt es sogar bis zum Kapellmeister des Sultans von Istanbul.

  • Gaetano Donizetti ist ein unglaublich fleißiger Arbeiter, der alle Aufträge erfüllt und auch ganze Opern in kürzester Zeit komponiert; Zeitgenossen und Schüler beschreiben Donizetti als freundlichen, gutmütigen, unterstützenden Menschen, dem die Intrigen um ihn herum völlig fremd sind.

  • Auf die Frage, welche seiner Opern er für die beste hielte, antwortet er: „Wie könnte ich das sagen? Ein Vater bevorzugt immer ein verkrüppeltes Kind, und ich habe so viele davon.“

  • Nach Donizettis Tod wird sein Leichnam durch die Stadt getragen, es folgen ihm mehrere Musikkapellen, hunderte Fackelträger und tausende Bewunderer.

  • 1875 errichten Donizettis Brüder ein Denkmal für den Komponisten. Als sie seine sterblichen Überreste ausgraben, um sie dorthin zu transportieren, fehlt der Schädel. Der Kopf wird gefunden, im Donizetti-Museum ausgestellt und erst 1951 bestattet.

  • Als der junge Verdi Donizetti seine Bewunderung ausdrückt, antwortet dieser: „Meine Blütezeit ist vorbei, und ein anderer muss meinen Platz einnehmen. Ich bin glücklich, ihn an jemand vom Talent eines Verdi zu übergeben.“


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