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Ein Künstler ohne Berührungsängste

Kindheitserinnerungen: Auf den Plattencovern im elterlichen HiFi-Schrank war sein Name besonders oft vertreten - mit Operetten, mit Weihnachtsliedern. Sein Gesicht und seine Stimme waren tatsächlich „jedem Kind“ ein Begriff, denn der 1929 in Berlin geborene Hermann Prey war nicht nur klassischer Sänger, er war Medienstar. Und er war dies in jener Ära - lange vor Internet und Social Media, als große musikalische TV-Abendunterhaltungsshows noch zum popkulturellen Allgemeingut gehörten.

Berührungsängste in Richtung Unterhaltung hatte der Schubertliebhaber Hermann Prey keine und das zu einer Zeit, als sogenannte E- und U-Musik in Europa bei vielen Musikkonsumenten als ziemlich streng getrennte Lager wahrgenommen wurden. Da waren wohl manche Klassikliebhaber irritiert, wenn der stets fleißige Arbeiter Lieder von Schubert aufnahm und kurz danach dann eine neue LP mit Volksliedern, diese Vielfältigkeit prägte seine Karriere von Anfang an bis zu seinem Tod im Jahr 1998. Augenzwinkernd kommentierte er diese, seine farbenprächtige Laufbahn so: „Ich bin kein E-Sänger, ich bin auch kein U-Sänger, ich bin eben ein EU-Sänger!”

© Elke Tschaikner, ORF - Radio Österreich 1

Wissenswertes


  • Im Alter von zehn Jahren tritt Hermann Prey als Kindersopran dem Berliner Mozart-Chor bei

  • 1951 entsteht die erste Rundfunkaufnahme mit Hermann Prey

  • 1954 arbeitet Prey erstmals fürs Fernsehen

  • 1957 feiert er sein Debüt an der Wiener Staatsoper als Figaro in Rossinis „Der Barbier von Sevilla“, dies gilt als internationaler Durchbruch

  • 1959 singt der Bariton erstmals bei den Salzburger Festspielen: den Barbier in Richard Strauss‘ Oper „Die schweigsame Frau“

  • 1961 unternimmt der inzwischen international erfolgreiche Sänger eine erste Japan-Tournee

  • Zwischen 1971 und 1975 entsteht sein größtes Schallplatten-Projekt: Die "Lied Edition Hermann Prey", die 452 Lieder von mittelalterlichem Minnesang bis zeitgenössischem Lied umfasst

  • 1975 initiiert er das Festival „Schubertiade“ in Hohenems, dessen Künstlerischer Leiter er bis 1981 bleibt

  • 1981 gibt er sein Rollen-Debüt als Beckmesser in Wagners "Meistersinger" bei den Bayreuther Festspielen und im gleichen Jahr erscheinen seine Memoiren mit dem Titel "Premierenfieber"

  • Sein letzter Liederabend findet am 12. Juli 1998 im Prinzregententheater in München statt


Schon gewusst?


  • In der Vorarlberger Stadt Hohenems gibt es eine Hermann-Prey-Straße.

  • Hermann Preys Sohn Florian, der ebenfalls Sänger ist, leitet bis heute das von seinem Vater gegründete Festival „ Herbstliche Musiktage Bad Urach“.

  • Auch in der deutschen Stadt Bad Urach ist ein öffentlicher Ort nach dem Sänger benannt: der Hermann-Prey-Platz.

  • 1945, also kurz Ende des zweiten Weltkriegs erhielt der Teenager einen Einberufungsbefehl der deutschen Wehrmacht. Preys Eltern verbrannten den Brief und versteckten ihren Sohn im Keller des Hauses des Großvaters.

  • Als Musikstudent gründete er das „Rhythmiktrio“, eine Band, mit der Hermann Prey in Nachclubs auftrat, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen.


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