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Ludwig van Beethoven, der Kämpfer, der Schmerzensmann, heroisch und einsam? Wir neigen dazu, uns schlichte Bilder von historischen Persönlichkeiten zu machen, doch Vorsicht! Schon ein Zitat vom Komponisten selbst kann unseren Blickwinkel auf seine Musik verändern. “Voriges Jahr phantasierte ich auf dem Klavier ... plötzlich sah ich, dass die Toren weinten. Ich lief fort und spielte nie mehr vor ihnen.”
Wie wichtig war es Beethoven, dass wir seine Kunst als „richtige“ Arbeit verstehen! Seine Kompositionen, insbesondere die späten Klaviersonaten und Streichquartette sind künstlerische Gipfelpunkte der abendländischen Musik. Doch die waren schwer erkämpft. Seine Mutter verstarb früh, der Vater, der Beethoven schon in jungen Jahren zum stundenlangen Üben ans Instrument geprügelt hatte, verfiel dem Alkohol. Dennoch, so muss man wohl sagen, wurde Beethoven ein hervorragender Pianist. In Wien fand der Bonner mit zweiundzwanzig Jahren Heimat und finanzielle Unterstützung von adeligen, kunstsinnigen Gönnern. Dies trotz vieler Wohnungswechsel und zahlloser Scharmützel mit Familie und Bediensteten. Schon mit Sechsundzwanzig, 1796, zeigte sich erstmals sein Gehörleiden, das ihn schließlich zu einem ungeselligen und misstrauischen Menschen machte. Aber auch als er immer mehr ertaubte, stand nicht sein Seelenleben im Vordergrund, sondern was er uns mitteilen wollte. Der langsame Verlust seines Gehörsinns war ein einschneidendes Erlebnis, das aber, so der renommierte Beethoven-Biograf Lewis Lockwood „auf sein Werk keine nachhaltige Wirkung ausübt.“ Sein künstlerisches Trachten galt nicht der Thematisierung seiner Leiden, sondern strebte nach Überhöhung, nach Transzendenz der menschlichen Existenz. Ludwig van Beethoven war ein Baumeister, der Architektur für seelische Resonanzen herstellte. Sein Werk schillert bis heute in allen Farben.


Helmut Jasbar, ORF - Radio Österreich 1

Wissenswertes


  • 1770 Ludwig van Beethoven wird am 17. Dezember in Bonn geboren

  • 1782-1783 Unterricht bei Christian Gottlob Neefe in Generalbass, Klavier und Orgel

  • 1794 besucht er ein zweites Mal Wien und wird Schüler von Joseph Haydn

  • 1795 Beethoven geht, auch als Pianist, mit seinem Klavierkonzert B-Dur op.19 an die Öffentlichkeit. Herausgabe des Opus 1, drei Klaviertrios

  • 1803 Uraufführung der zweiten Symphonie, des zweiten Klavierkonzerts und des Oratoriums. Beginn der „Eroica Symphonie

  • Beethoven ist voll Begeisterung für Napoleon Buonaparte

  • 1804 Napoleon wird gekrönt, Beethoven wendet sich von ihm ab. Die Widmung der „Eroica“ an Bonaparte wird rückgängig gemacht.

  • 1811-1812 7. und 8. Sinfonie. Zusammentreffen mit Goethe. Briefe an die „unsterbliche Geliebte“ (mit unterschiedlichen Daten, je nach Forscher).

  • 1813-1814 Die 7. Sinfonie mit überwältigendem Erfolg uraufgeführt. Erste Begegnung mit Johann Nepomuk Mälzel, dem Erfinder des Hörrohres.

  • 1818 Der Verleger Anton Diabelli bestellt u.a. bei Beethoven Variationen über einen eigenen Walzer. Die „Hammerklaviersonate“ entsteht. Beethoven schreibt Bettelbriefe an Verleger, E. T. A. Hoffmann beginnt, für die Werke Beethovens einzutreten. Konversationshefte.

  • 1819-1822 Die letzten Klaviersonaten, Bagatellen, Taubheit stellt sich ein

  • 1824 Am 7. Mai findet die Uraufführung der neunten Sinfonie statt

  • 1827 Am 26. März stirbt Beethoven. Das Leichenbegräbnis findet am 29. März statt. Zwanzigtausend Menschen geleiten die sterbliche Hülle Beethovens zum Friedhof.


Schon gewusst?


  • Böse Zungen behaupten, das „van“ in seinem Namen sei für den Komponisten sehr hilfreich gewesen, weil es in der Wiener Gesellschaft für einen Adelstitel gehalten wurde. Dabei verweist es nur auf seine flämische Abstammung. Beethoven selbst tat nichts dazu, dieses Missverständnis aufzuklären.

  • Zeit seines Lebens war es ihm wichtig, seine nur unzureichende Allgemeinbildung durch Studien zu vervollständigen, deshalb beschäftigte er sich intensiv mit den Werken von Kant, Goethe, Schiller, Herder, auch Shakespeares Dramen oder die Bhagavad Gita waren ihm vertraut.

  • Im Alter von 31 Jahren schrieb Beethoven an seinen Jugendfreund Franz Gerhard Wegeler: „Der neidische Dämon hat meiner Gesundheit einen schlimmen Streich gespielt, nämlich mein Gehör ist seit drei Jahren immer schwächer geworden ... nur meine Ohren, die sausen und brausen Tag und Nacht fort ...“

  • Beethoven vertrat die Ansicht, „Leben“ sei dem „Erhabenen“ zu opfern, soll „ein Heiligtum der Kunst“ werden, dazu hoffte er auf ein Leben, das eines Komponisten seines Ranges würdig wäre, „... sey es auch mit Hilfsmitteln, wenn sie sich nur finden!“ Damit sind die sogenannten „Ohrenmaschinen“ gemeint. Es war Johann Mälzel, der Erfinder des Metronoms, der Beethoven 1814 diese Hilfe zukommen ließ: Ein Hörrohr.


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