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„Die Herrin der Goldtöne“ – so ist einst Gundula Janowitz, die Sopranistin mit der instrumental hell geführten Stimme von unverwechselbarem Timbre, von einem Kritiker tituliert worden; vor allem als ideale Gestalterin der lyrischen Frauenpartien von Wolfgang Amadeus Mozart und Richard Strauss, aber auch als feinsinnige Konzert- und Lied-Interpretin in einem weitreichenden Repertoire von Johann Sebastian Bach bis Paul Hindemith und Carl Orff ist sie über Jahrzehnte hinweg in aller Welt gefeiert worden.

In Berlin geboren, aber in Graz aufgewachsen, ist sie 1959 in Bayreuth „entdeckt“ worden; ein Stipendium hatte sie in die Wagner-Stadt geführt, wo bei einem Probesingen im Festspielhaus Plattenproduzent Walter Legge anwesend war. Er hat das Talent sogleich Herbert von Karajan empfohlen, der sie 1960 an die Wiener Staatsoper geholt hat. Von hier hat die Janowitz Weltkarriere gemacht und bis zu ihrem Bühnen-Abschied 1990 ist sie dieser Bühne verbunden geblieben.

„Sie singt himmlisch, mit feinem, reinem und manchmal stählernem Ton“, so hat Charles Osborne ihren Gesang umschrieben; nicht nur zu Herbert von Karajans „Lieblings-Stimmen“ hat sie gezählt, auch Pult-Legenden wie Karl Böhm, Georg Solti und Carlos Kleiber haben immer wieder nach der Janowitz verlangt.

© Michael Blees, ORF - Radio Österreich 1

Wissenswertes


  • Gundula Janowitz ist am 2. August 1937 in Berlin auf die Welt gekommen.

  • 1960 Debüt an der Wiener Staatsoper, in der kleinen Rolle der Barbarina in Mozarts „Le nozze di Figaro“; im gleichen Jahr erste Auftritte bei den Bayreuther Festspielen (Blumenmädchen in „Parsifal“)

  • Von 1963 bis 1981 regelmäßiger Gast bei den Salzburger Festspielen – in Opern-Produktionen, Konzerten und Liederabenden.

  • Gastspiele bei den Festspielen in Aix-en-Provence und Glyndebourne, sowie an der Bayerischen Staatsoper München, am Royal Opera House Covent Garden London, an der Opéra de Paris und an der Metropolitan Opera von New York.

  • An der Wiener Staatsoper Auftritte in fast 50 Partien, darunter 71mal als Contessa in „Le nozze di Figaro“, 48mal als „Ariadne auf Naxos“, 43mal als Marschallin im „Rosenkavalier“, 29mal als „Arabella“, je 27mal als Gräfin in „Capriccio“ und als Donna Anna in „Don Giovanni“, 22mal als Pamina in der „Zauberflöte“ und 18mal als Fiordiligi in „Cosi fan tutte“.

  • Nach ihrem Bühnenabschied 1990 kurzzeitig Direktorin der Oper Graz – und weiterhin als Lied-Gestalterin aktiv.


Schon gewusst?


  • Nach dem frühen Tod ihres Vaters musste sich die junge Gundula Janowitz als Stenotypistin in einem Grazer Verlag Geld verdienen.

  • Dank eines Stipendiums der Grazer Richard-Wagner-Gesellschaft ist sie 1959 nach Bayreuth gekommen; bei einem dortigen Probesingen ist sie von Produzent Walter Legge, Dirigent Wolfgang Sawallisch und Wagner-Enkel Wieland gehört worden.

  • Herbert von Karajan hat die Sängerin 1960 an die Wiener Staatsoper geholt, 1963 hat sie unter seiner Leitung bei den Salzburger Festspielen debütiert – und war 1967 die Sieglinde in Karajans Eröffnungs-Premiere der ersten Salzburger Osterfestspiele. Auch das Met-Debüt der Janowitz 1967 hat unter diesem Maestro stattgefunden.

  • Neben Mozart- und Strauss-Rollen ist die Janowitz in Opern von Puccini, Bizet, Smetana, Beethoven, Wagner, Gluck und Weber aufgetreten, sowie bei Giuseppe Verdi u.a. als Elisabetta („Don Carlo“), Odabella („Attila“), „Aida“ und als Amelia in „Simon Boccanegra“.

  • Naben der Rosalinde in der „Fledermaus“ hat die Janowitz im Genre Operette auch Kálmáns „Gräfin Mariza“ gesungen – 1987 bei den Seefestspielen in Mörbisch.

  • „Ich habe viel mehr erreicht, als ich mir überhaupt erträumt habe. Ich habe alle großen Mozart-Partien gemacht, außer der Chrysothemis alles von Richard Strauss und von Richard Wagner, was eben für mich drin war. Natürlich muss man sich damit abfinden, dass viele Partien an einem vorübergegangen sind. Aber das macht nichts. Ich finde, die unerfüllten Träume sind immer noch die schönsten!“ (Gundula Janowitz 1987 im Gespräch mit Michael Blees)


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