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Das Team der Inszenierung oder die Sängerinnen und Sänger auf der Bühne? Im Streitfall würden sich heutzutage wahrscheinlich Intendanten gegen die Solisten entscheiden. Als jedoch der italienische Bariton Leo Nucci 1986 an der Staatsoper Hamburg gegen eine neue „Rigoletto“-Produktion opponiert hat, wurde nicht er ersetzt, sondern die gerade im Fertig werdende neue Inszenierung gegen eine ältere, traditionellere Sicht, als Leihgabe vom Staatstheater Nürnberg ausgetauscht. Leo Nucci galt in jener Zeit als der führende Rigoletto- und Verdi-Interpret und war somit unverzichtbarer als ein namhafter Regisseur.
Ausgehend von Auftritten an der Mailänder Scala in den späten 1970er Jahren hat die bis heute anhaltende Weltkarriere des Sängers begonnen. Von Rossini bis zu den Veristen reicht das Repertoire des Künstlers, dem nicht nur starke Bühnenpräsenz zu eigen ist, sondern auch höhenstarke, souverän beherrschte Stimm-Mittel – und eine Singweise, die Effektivität auf höchst eindrucksvolle Art mit tiefgehender Ausdrucksintensität verbindet. Besonderer Schwerpunkt des Wirkens von Leo Nucci sind die großen dramatischen Bariton-Partien bei Giuseppe Verdi, in nahezu allen Opernzentren der Welt hat er gerade in diesen Rollen Triumphe gefeiert.
© Michael Blees, ORF - Radio Österreich 1

Wissenswertes


  • Leo Nucci ist am 16. April 1942 in Castiglione die Pepoli bei Bologna auf die Welt gekommen.

  • In Spoleto hat er schon 1967 sein Operndebüt gegeben – als Figaro in Rossinis „Barbiere di Siviglia“.

  • In der gleichen Rolle hat er 1977 an der Mailänder Scala triumphiert, dieser Erfolg war Auslöser der Weltkarriere des Sängers,

  • Auftritte an zahlreichen internationalen Opernbühnen, darunter die Wiener Staatsoper, das Royal Opera House Covent Garden London, die Oper von Zürich, das Gran Teatro del Liceu von Barcelona und die Metropolitan Opera von New York.

  • Gastspiele bei internationalen Festivals, darunter die Salzburger und Bregenzer Festspiele, sowie die Festivals in Verona und Orange.

  • 1992 wurde er für seine künstlerischen Verdienste mit dem Verdienstorden „Grande Ufficiale della Repubblica Italiana“ ausgezeichnet

  • 1996 erhielt er den Kammersängertitel der Wiener Staatsoper und wurde 2004 zum Ehrenmitglied dieser Bühne.

  • Mit großen Dirigenten wie Herbert von Karajan, Sir Georg Solti, Riccardo Muti, Claudio Abbado, Nello Santi, Lorin Maazel und Riccardo Chailly hat Leo Nucci bei Live-Auftritten und Studioaufnahmen zusammengearbeitet.

  • Er ist verheiratet mit der italienischen Sopranistin Adriana Anelli.


Schon gewusst?


  • Leo Nucci hat zuerst eine Lehrzeit als Schlosser absolviert, ab 1957 hat er aber auch seine Stimme ausbilden lassen.

  • Nach dem Sieg bei einem Gesangswettbewerb 1967 hat er sein solistisches Debüt gegeben, wurde dann aber zuerst einmal Mitglied des Chores der Mailänder Scala; erst in den mittleren 1970er Jahren ist er dann erneut in Solorollen aufgetreten.

  • 1979 hat er an der Wiener Staatsoper debütiert, 1980 an der Metropolitan Opera; 15 Rollen hat er bisher in Wien gestaltet, neun davon in Opern von Verdi, in 16 Partien hat man ihn in New York gefeiert, darunter zehn Verdi-Charaktere.

  • Seinen 500. Rigoletto hat er am 4. April 2014 auf der Bühne der Wiener Staatsoper interpretiert, seither sind weitere Auftritte in dieser Paraderolle des Sängers gefolgt, auch 2016 an der Mailänder Scala.

  • Neben großen Opernauftritten hat Leo Nucci in der jüngeren Vergangenheit auch immer wieder Arienkonzerte gegeben – mit Arrangements großer Operntitel für Kammerensemble.

  • Dramatisch seriöse Charaktere dominieren das Repertoire des Sängers, mit besonderer Virilität und überspringendem Humor weiß er aber auch komische Rollen zu gestalten – insbesondere Rossinis „Barbiere“ oder Puccinis „Gianni Schicchi“.

  • Leo Nucci hat schon mehrmals Regie geführt, u.a. hat er „Luisa Miller“, „L’amico Fritz“, „Simon Boccanegra“ und „L’elisir d’amore“ inszeniert.


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