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Gibt es Dirigierwunderkinder? Zumindest eines ist bekannt: Lorin Maazel ist gerade einmal neun Jahre jung, als er bei der Weltausstellung in New York 1939 erstmals ein großes Orchester dirigiert. Zu diesem Zeitpunkt hat er schon vier Jahre Klavier- und Violinunterricht hinter sich und zwei Jahre Dirigierstunden. Mit 15 ist er bereits vor fast allen großen Orchestern der USA gestanden, einmal sogar auf Einladung Arturo Toscaninis.
Lorin Maazels Eltern, eine Pianistin und ein Sänger, sind jüdische Amerikaner mit russischen und holländischen Wurzeln, Lorin wird in Frankreich geboren. Sein Weltbürgertum ist ihm also praktisch in die Wiege gelegt. Später spricht er fließend sieben Sprachen und dirigiert in der ganzen Welt.
Immer wieder setzt er Musik ein, um Brücken zu bauen, er dirigiert in der damaligen Sowjetunion und 2008 als erster westlicher Dirigent sogar in Nordkorea. Und er ist der erste Amerikaner am Bayreuther Pult und als Leiter der Wiener Staatsoper. Denn er glaubt daran, dass Kunst und Künstler eine wichtige öffentliche Rolle spielen. Diese Rolle muss laut Maazel aber unpolitisch sein, es gehe nämlich um viel mehr: darum, Völker und ihre Kulturen auf gemeinsamem Boden zusammenzubringen und so einen echten Austausch zu ermöglichen.
© Ulla Pilz, ORF - Radio Österreich 1
Lorin Maazels Eltern, eine Pianistin und ein Sänger, sind jüdische Amerikaner mit russischen und holländischen Wurzeln, Lorin wird in Frankreich geboren. Sein Weltbürgertum ist ihm also praktisch in die Wiege gelegt. Später spricht er fließend sieben Sprachen und dirigiert in der ganzen Welt.
Immer wieder setzt er Musik ein, um Brücken zu bauen, er dirigiert in der damaligen Sowjetunion und 2008 als erster westlicher Dirigent sogar in Nordkorea. Und er ist der erste Amerikaner am Bayreuther Pult und als Leiter der Wiener Staatsoper. Denn er glaubt daran, dass Kunst und Künstler eine wichtige öffentliche Rolle spielen. Diese Rolle muss laut Maazel aber unpolitisch sein, es gehe nämlich um viel mehr: darum, Völker und ihre Kulturen auf gemeinsamem Boden zusammenzubringen und so einen echten Austausch zu ermöglichen.
© Ulla Pilz, ORF - Radio Österreich 1
Wissenswertes
- geboren 1930 in Neuilly-sur Seine, aufgewachsen in Los Angeles
- Dirigierwunderkind, mit 15 erste Plattenaufnahme als Geiger, mit 20 Collegeabschluss in Sprachen, Mathematik und Philosophie
- 1951 setzt er seine musikalischen Studien in Italien fort, schon ab 1953 dirigiert er verschiedene europäische Orchester.
- 1963 Debut bei den Salzburger Festspielen, 1964 an der Wiener Staatsoper
- 1964-75 Chefdirigent des Radio-Sinfonieorchesters Berlin, 1965-71 parallel dazu Generalmusikdirektor der Neuen Oper Berlin
- Weitere leitende Funktionen: New Philharmonia Orchestra London (1970-72), Cleveland Orchestra (1972-82), Pittsburgh Orchestra (1988-96, hier hat er als junger Mann zweite Geige gespielt), Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (1993-2002), New Yorker Philharmoniker (2002-09)
- 1980 leitet er erstmals das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker, zehn weitere folgen.
- 2009 gemeinsam mit seiner Frau Gründung des Castleton Festivals mit Konzerten und Meisterkursen. Maazel betrachtet dieses Festival als sein Vermächtnis.
- Ab 2012 Chefdirigent der Münchner Philharmoniker
- Lorin Maazel stirbt 2014 an den Folgen einer Lungenentzündung in Castleton, Virginia.
Schon gewusst?
- Lorin Maazel hat aus drei Ehen (mit den Pianistinnen Miriam Sandbank und Israela Margalit und mit der Schauspielerin Dietlinde Turban) vier Töchter und drei Söhne.
- Er ist bekannt für die Präzision seiner Schlagtechnik und für sein Gedächtnis: Er dirigiert praktisch immer auswendig und wenn möglich so, dass Missverständnisse bei den Musikern ausgeschlossen sind. Dabei legt er eine so „coole“ Überlegenheit an den Tag, dass er von vielen als blasierter Dandy wahrgenommen wird.
- Als die Berliner Philharmoniker 1989 nicht ihn zum Nachfolger Karajans machen, sondern Claudio Abbado, ist Maazel sehr verstimmt und sagt alle Konzerte mit dem Orchester ab.
- Seit den 1990er Jahren widmet sich Maazel auch vermehrt der Komposition, er sagt, das Komponieren mache ihn zu einem glücklicheren Menschen, und das, obwohl er eigentlich keine Zeit dafür habe.
- Als bevorzugte Freizeitbeschäftigungen nennt Lorin Maazel Literatur (er schreibt selber Romane und Kurzgeschichten), Film und Tischtennis. Er liebt es auch, Tennis im Fernsehen anzuschauen, Tony Bennett zu hören und in den letzten Jahren außerdem auch zu bloggen und zu twittern.
- Lange Zeit gilt Maazel als der teuerste Dirigent der Welt; darauf angesprochen, meint er, niemand biete einem Künstler mehr als er zu zahlen bereit sei.
- Maazel ist ein Dirigent der Superlative und Rekorde: er gibt in seiner über 70jährigen Dirigentenlaufbahn mehr als 7000 Konzerte mit etwa 200 verschiedenen Orchestern, davon allein 2013, im Jahr vor seinem Tod, 111 Konzerte, von München bis Oman.
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