Mozarts letzte Komposition, das Requiem, ist wie kaum ein anderes Werk aus der Feder des Komponisten von Geheimnissen umwittert. Aus dem vermeintlich rätselhaften Mäzen, der das Werk bestellte, und der tödlichen Krankheit, der Mozart während der Arbeit erlag, resultierte eine makabre Legende: Der Meister habe hier seine eigene Totenmesse geschrieben, die ein Auftrag des Todes selbst gewesen sei.
Das Requiem wurde von Mozarts Freund und Schüler Franz Xaver Süßmayr auf der Grundlage authentischer Skizzen und Anweisungen zu Ende gebracht. Die düsteren Klänge der Holz- und Blechbläser, die ungekünstelte Melodik, das aufwühlende Nebeneinander raffinierter Kontrapunktik und mächtiger, blockhafter Homophonie - all das vermittelt ein apokalyptisches Gefühl, wie man es nur selten in Mozarts Musik findet. Trotz seiner beinahe opernhaften Soli und seines großen Orchesters war das Requiem für die Kirche gedacht, und tatsächlich paßt es vorzüglich zu dem theatralischen Prunk der glänzenden Barockkirchen in Österreich und Süddeutschland.
Der österreichische Dirigent Karl Böhm (1894-1981) war weltberühmt durch seine Mozart-Interpretationen. Obwohl er sich anfangs sehr zu Wagner hingezogen fühlte, wurde Böhm durch seine Freundschaft mit Richard Strauss zu einem profunden Kenner und Bewunderer von Mozarts Musik. In seiner Autobiographie schrieb Böhm, Strauss habe ihm die letzten Geheimnisse dieses seiner Meinung nach größten musikalischen Genies enthüllt.
Diese Aufnahme entstand im Dezember 1971 in der Piaristenkirche Wien.