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Es war ein berührender Augenblick, als der 75jährige Rafael Kubelík am 12. Mai 1990 nach beinahe 42 Jahren erstmals wieder in seiner Heimat den Taktstock erhob. Auf Einladung von Václav Havel, dem Präsidenten der Tschechoslowakei dirigierte er das Eröffnungskonzert des „Prager Frühlings“, einem Musikfestival, das er 1946 mitbegründet hatte und dessen Name 1968 auch für das kurze Aufblühen der Freiheit in der kommunistischen Tschechoslowakei stand.
Gespielt wurde Smetanas „Má vlast – Mein Vaterland“ - ein Werk, das eine beinahe symbolhafte Rolle in Kubelíks Leben einnimmt. Er dirigierte es im Juni 1945 in Prag kurz nach der Befreiung vom Faschismus, ein Jahr später als Eröffnung des ersten „Prager Frühlings“ und nun, über 40 Jahre später, nach dem Sturz des kommunistischen Regimes.
Zwei Botschaften standen zeitlebens im Mittelpunkt von Kubelíks musikalischer Arbeit: Auf der einen Seite versuchte er, die Komponisten seiner Heimat, wie Dvořák, Smetana, Janáček und Martinů einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Gleichzeitig setzte er sich für den damals noch selten gespielten Gustav Mahler ein (in den 60er-Jahren begann er mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks mit der ersten Gesamteinspielung der Mahler-Symphonien) und führte regelmäßig Komponisten der Moderne, wie Schönberg, Hindemith, Messiaen oder Karl Amadeus Hartmann auf.
© Claus Karitnig
Gespielt wurde Smetanas „Má vlast – Mein Vaterland“ - ein Werk, das eine beinahe symbolhafte Rolle in Kubelíks Leben einnimmt. Er dirigierte es im Juni 1945 in Prag kurz nach der Befreiung vom Faschismus, ein Jahr später als Eröffnung des ersten „Prager Frühlings“ und nun, über 40 Jahre später, nach dem Sturz des kommunistischen Regimes.
Zwei Botschaften standen zeitlebens im Mittelpunkt von Kubelíks musikalischer Arbeit: Auf der einen Seite versuchte er, die Komponisten seiner Heimat, wie Dvořák, Smetana, Janáček und Martinů einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Gleichzeitig setzte er sich für den damals noch selten gespielten Gustav Mahler ein (in den 60er-Jahren begann er mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks mit der ersten Gesamteinspielung der Mahler-Symphonien) und führte regelmäßig Komponisten der Moderne, wie Schönberg, Hindemith, Messiaen oder Karl Amadeus Hartmann auf.
© Claus Karitnig
Wissenswertes
- 1914 – Jeroným Rafael Kubelík wird am 29. Juni in Býchory bei Prag als Sohn des berühmten Geigers Jan Kubelík geboren. Sein Vater unterrichtet ihn schon früh auf der Violine, von seinem Onkel František Kubelík erhält er Klavierunterricht
- 1928-1933 studiert er Violine, Klavier, Dirigieren und Komposition am Prager Konservatorium, in den folgenden Jahren begleitet er seinen Vater als Pianist auf Tourneen in Europa und den USA
- 1939-1941 – Musikalischer Direktor des Opernhauses Brünn (bis zur Schließung durch die Nationalsozialisten)
- 1942-1948 – Chefdirigent der Tschechischen Philharmonie
- 1948 verlässt er aus Protest gegen das kommunistische Regime sein Heimatland und ist zunächst Gastdirigent bei verschiedenen Orchestern
- 1950-1953 – Music Director des Chicago Symphony Orchestra
- 1955-1958 - Musical Director des Royal Opera House Covent Garden in London
- 1961-1979 – Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks
- 1996 – Rafael Kubelík stirbt am 11. August in Kastanienbaum bei Luzern (Schweiz)
- Kompositionen: mehrere Opern, ein Stabat mater, drei Symphonien, diverse Konzerte, Kammermusikwerke und Lieder, drei Requiem-Vertonungen
Schon gewusst?
- „Mein Jüngster ist der talentierteste. Ich glaube, er wird Großes vollbringen. Er ist jetzt elf, spielt brillant Geige und Klavier, liest Partituren vom Blatt und weiß gut über das Orchester Bescheid“ (Jan Kubelík über seinen Sohn)
- „Ein Vogel singt nicht im Käfig. Ich habe meine Heimat verlassen, um nicht mein Volk verlassen zu müssen. … Ich glaube, dass man den Geist nicht fesseln darf durch die Politik.“
- Obwohl Kubelík neben Tschechisch und Ungarisch auch die deutsche Sprache beherrscht, weigert er sich, während des zweiten Weltkriegs Deutsch zu sprechen.
- Kubelík spielte leidenschaftlich gern Schach, auf seinen Tourneen oft mit den Orchestermusikern, aber er spielte auch interessante Partien großer Schachmeister für sich selbst nach.
- „Schach ist nicht nur Philosophie und nicht nur Kunst und nicht nur Wissenschaft, sondern es ist auch ein Abbild des Lebens.“
- „Für mich ist es wichtig, jeden Abend vom Pult her etwas Neues zu bringen, wenn Sie so wollen, mich selber eigentlich zu zerfleischen – jedes Mal etwas zu geben, nicht zu nehmen. Das Nehmen ist für einen Musiker überhaupt nicht würdig“
- „Ich glaube, dass die Musik und die Kunst überhaupt nur dann eine Berechtigung haben, wenn sie danach trachten, den Menschen besser zu machen … Denn ohne diese ethische Rechtfertigung bliebe die Kunst nur ein geistreiches Spiel.“
- „Man kann doch nicht Bach oder Beethoven lieben, ohne Hindemith und Schönberg zu kennen.“
Galerie





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