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Über Richard Wagner, den Großmeister der Oper, können wir nur in Superlativen sprechen. Der so geliebte wie verhasste Komponist, Dramatiker, Schriftsteller, Theaterregisseur und Dirigent, der zu all seinen Opern die Libretti verfasste, schrieb zudem in zehn stattlichen Prosabänden zu Kultur, Politik und Religion. Er besaß erstaunliche Management-Qualitäten. Nicht nur war er ein hervorragender Dirigent und Lehrer, sondern ließ zur Aufführung seiner Musikdramen das Bayreuther Festspielhaus bauen, das seine Werke bis heute aufführt. Wagner fand seine Stimme nicht unmittelbar; es brauchte zwei Misserfolge (Die Opern „Die Feen" und "Das Liebesverbot"), bis er sich zu seinen insgesamt dreizehn bahnbrechenden Musikdramen aufschwingen konnte. Der Komponist, der zeit seines Lebens hoch verschuldet war, befand sich unentwegt auf der Flucht vor Gläubigern und Steuereintreibern. Stets verbrannte Erde hinterlassend wurde er von Thomas Mann spöttisch „Pumpgenie“ und „luxusbedürftiger Revolutionär“ genannt. Sein Werk folgt der Idee vom „Gesamtkunstwerk“, das durch die Konzentration aller Künste zur absoluten Transzendenz führen sollte. Fünfundzwanzig Jahre schrieb Wagner am „Ring der Nibelungen“ in seinen vier Teilen „Das Rheingold“, „Die Walküre“, „Siegfried“ und „Götterdämmerung“. Es ist bis heute mit etwa 15 Stunden Spieldauer das längste Werk der Musikgeschichte und die wohl größte Herausforderung, die das Musiktheater zu bieten hat. Sein Vermächtnis ist jedoch mit bitterem Beigeschmack behaftet: Seine Schrift „Das Judenthum in der Musik“ zeigt ihn als Verfechter des Antisemitismus.

© Helmut Jasbar, ORF - Radio Österreich 1

Wissenswertes


  • 1813 - Wilhelm Richard Wagner wird am 22. Mai in Leipzig als neuntes Kind des Polizeiaktuars Carl Friedrich Wagner und der Bäckerstochter Johanna Rosine Wagner geboren.

  • 1831 - Musikstudium an der Universität Leipzig und Kompositionsunterricht beim Thomaskantor Christian Theodor Weinling.

  • 1836 - Heirat mit der Schauspielerin Minna Planer, Kapellmeisterstelle in Riga, auch um seinen deutschen Gläubigern zu entkommen. Beginn der Komposition seiner ersten Erfolgsoper „Rienzi“.

  • 1839 - Wagner flieht mit Minna vor seinen Gläubigern aus Riga mit einem kleinen Segelschiff nach London. Die Überfahrt inspiriert ihn zu „Der fliegende Holländer“.

  • 1845 - 1848 -„Tannhäuser“, „Die Meistersinger von Nürnberg“ und „Lohengrin“.

  • 1852 - Beginn der Dichtung „Der Ring des Nibelungen“.

  • 1853 - Besuch von Franz Liszt in Paris. Er begegnet dessen 15-jähriger Tochter Cosima. „Rheingold“, Beginn von „Tristan und Isolde“.

  • 1870 - Heirat mit Cosima.

  • 1876 - Eröffnung der Bayreuther Festspiele mit der Erstaufführung vom „Ring des Nibelungen“.

  • 1883 - Richard Wagner stirbt am 13. Februar im Palazzo Vendramin-Calergi in Venedig.


Schon gewusst?


  • Eine berühmte Bemerkung von Robert Schumann: „Für mich ist Wagner unmöglich; er ist gewiss ein geistreicher Mensch, aber er redet in einem fort. Man kann doch nicht immer reden.“ Bei anderer Gelegenheit äußerte sich Wagner: „Wir stehen äußerlich gut miteinander; aber mit Schumann kann man nicht verkehren: er ist ein unmöglicher Mensch: er redet gar nichts“.

  • Wagner über einen seiner ersten dramatischen Versuche: „Der Plan war äußerst großartig; 42 Menschen starben im Verlaufe des Stücks, und ich sah mich bei der Aufführung genötigt, die meisten als Geister wiederkommen zu lassen, weil mir sonst in den letzten Akten die Personen ausgegangen wären“.

  • Cosima Wagner hatte den Versuch unternommen, einen Adelstitel für ihren Sohn Siegfried zu bekommen. Als man Kaiser Wilhelm II. das Anliegen unterbreitete, sagte er: "Mir reicht schon der "Siegfried" von Wagner; aber ein "Siegfried von Wagner", das wäre nicht auszuhalten!“

  • Der Wiener Kritiker Eduard Hanslick: "Er war der personifizierte Egoismus, rastlos tätig für sich selbst, teilnahmslos, rücksichtslos gegen andere. Dabei übte er doch den unbegreiflichen Zauber, sich Freunde zu machen und sie festzuhalten."

  • „Ich weiß nicht, wie Gott mein Lebenswerk bewerten wird. In den letzten drei Wochen habe ich über fünfzig Partiturseiten vom Parsifal geschrieben und drei jungen Hunden das Leben gerettet. Warten wir ab, was gewichtiger auf die Waagschale drücken wird.“

  • „Wenn ich nach einem Konzert so ganz und gar fertig bin, habe ich nur ein Mittel gefunden, das mir wieder auf die Beine hilft: einen guten schweren Burgunder in ein großes Bierglas gegossen und auf einen Zug runter damit …“

  • „Mit dem Wort Freude ruft Beethoven den Menschen zu: »Seid umschlungen Millionen! Diesen Kuß der ganzen Welt!« Und dieses Wort wird die Sprache des Kunstwerkes der Zukunft sein.“


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