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Was verbindet die Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart, Giacomo Puccini und Andrew Lloyd Webber? Ihre größten Bühnenerfolge wurden hier erstmals in deutscher Sprache aufgeführt: Im Theater an der Wien.
Eröffnet wurde das Haus am Wien-Fluss 1801. Die Gründung des Theaters ist eng mit der Biographie seines ersten Direktors Emanuel Schikaneder verknüpft. Mit Hilfe des Finanziers Bartholomäus Zitterbarth baute dieser das für damalige Verhältnisse modernste Theater Wiens. Innerhalb kürzester Zeit wurde das Haus vom Publikum geliebt und gestürmt.
Die Geschichte des Theaters ist in den ersten Jahrzehnten eine Folge von Zwangsschließungen und Wiedereröffnungen. Es entwickelt sich zur wichtigsten Bühne während der Wiener Operettenära für Strauß, Lehár oder Kalmán.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war es Spielstätte für die Wiener Staatsoper, dann stand das Haus wegen Baufälligkeit lange ungenützt. Nach einer grundlegenden Restaurierung wurde es von den Wiener Festwochen punktuell bespielt, ehe es für Jahrzehnte erfolgreiche Heimstätte des deutschsprachigen Musicals wurde.
Als der Musicalboom in den 1990er Jahren nachließ, beschloss die Stadt Wien wieder einen durchgehenden Opernbetrieb zu ermöglichen, neuerliche Renovierungen wurden bis zum Mozartjahr 2006 abgeschlossen. Seit damals ist das Theater an der Wien wieder an der Spitze der internationalen Opernhäuser zu finden.

© Gerhard Krammer, ORF - Radio Österreich 1

Wissenswertes


  • Eröffnung des „Theater an der Wien“ mit der Oper „Alexander“ am 13. Juni 1801 (Musik: Franz Teyber, Text: Emanuel Schikaneder).

  • Erste öffentliche Aufführung der 3. Sinfonie von Ludwig van Beethoven unter Leitung des Komponisten (7. April 1805), am 20. November, dann Premiere von „Leonore“.

  • 22. Dezember 1808: Erste öffentliche Aufführung der 5. und 6. Sinfonie sowie des 4. Klavierkonzertes von Ludwig van Beethoven.

  • 1945 - 1955: Ausweichquartier für die zerbombte Wiener Staatsoper.

  • 1955 Endgültige Sperre durch die Baupolizei

  • Nutzung als Musicalbühne (Intendanz Rolf Kutschera, 1965-1983), u.a. „Der Mann von La Mancha“, „Hello Dolly!“, „Anatevka“ und „Jesus Christ Superstar“.

  • Musical-Blockbuster-Zeit (Intendanz Peter Weck, 1983-1992) mit „Cats“ von Andrew Lloyd Webber (deutschsprachige Erstaufführung). Die insgesamt 2.040 Vorstellungen wurden von mehr als 2,3 Millionen begeisterten Fans gestürmt.

  • Rudolf Klausnitzer bestellte 1997 Roman Polanski die Musicalversion von „Tanz der Vampire“ für das TdW.

  • Neuerliche Inauguration als Opernhaus 2006, Roland Geyer, der zuvor die Festivals „Klangbogen“ und „Osterklang“ geleitet hat, wird erster Intendant.


Schon gewusst?


  • Impresario Schikaneder hat den Besuchern des Theaters für den Fall von schlechtem Wetter einen Regenschirmverleih angeboten, die Kosten dafür haben mit zum finanziellen Niedergang des Theaters beigetragen.

  • Die Ausstattungen der Inszenierungen waren sehr aufwändig und kostspielig, lebendige Tiere wie Pferde, Löwen oder Tiger erhöhten die Aufmerksamkeit des Publikums - und das Defizit Schikaneders.

  • Während der Arbeit an „Fidelio“ war Beethoven Untermieter im Theater an der Wien, und zwar im hinteren Trakt (Laimgrubergasse 26).

  • Alles ist möglich: zweimal wurde das Theater wegen hoher Schulden als Gewinn einer Lotterie angepriesen! (1819 und 1830).

  • Stars ihrer Zeit wie Ferdinand Raimund und Johann Nestroy, Franz von Suppé oder Jacques Offenbach wurden ans Theater engagiert.

  • Im Untergeschoß des Theaters wurde 1906 die Kabarettbühne „Hölle“ eröffnet, in den 1920ern war diese „Orientbar“ nächtlicher Treffpunkt der Wiener Künstlerszene.

  • Doppelt abkassiert: Während „oben“ im Theater die 300. Vorstellung der „Lustigen Witwe“ läuft, wird „unten“ in der Hölle der Lehàr-Einakter „Mitislaw der Moderne“ uraufgeführt und ein umwerfender Erfolg (1907); die Presse fand den Text allerdings „mehr als frivol“.

  • Ohne Parkpickerl: Bevor das Theater abgerissen und durch eine Großgarage ersetzt wurde, kaufte die Stadt Wien das Haus und renovierte es für 5,7 Mio Euro. (1960-1962).


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